Mannheim. Blaues Licht taucht die Bühne in eine geheimnisvolle Atmosphäre, als eine Off-Stimme verkündet: „Ein Zauberer kann nur dann überraschen, wenn er nicht wirklich zaubert.“ Dann betritt Helene Bockhorst die Bühne – in einem Neoprenanzug mit fischschuppenähnlichem Muster. Ein Auftakt, der für Irritation sorgt – und genau das beabsichtigt sie. Die Klapsmühl‘ am Rathaus ist restlos ausverkauft, das Publikum gespannt.
Schon in Eschweiler löste ihr Auftritt spontane Reaktionen aus. Ein ungläubiges „Ach du Scheiße“ aus dem Zuschauerraum konterte sie trocken mit: „Ja, was soll ich denn jetzt sagen?“ In Mannheim angekommen, knüpft sie an ihre persönliche Vergangenheit an – hier hat sie mehrere Jahre gelebt, bevor sie über Ludwigshafen in die Pfalz zog. Ihre Geschichten sind oft autobiografisch gefärbt, und so thematisiert sie ihre Midlife-Crisis mit einer Mischung aus Selbstironie und verzweifeltem Pragmatismus.
Wenn Nein sagen zur Lebensaufgabe wird
Immer wieder kreisen ihre Pointen um Unsicherheiten und soziale Stolperfallen. Sie erzählt von ihren Trinkpausen auf der Bühne, die sie mit Einspielern überbrückt – weil Stille für sie unerträglich sei. Ein wiederkehrendes Motiv: ihre Unfähigkeit, Nein zu sagen. Eine Anekdote dazu? Als sie auf die Frage, ob sie mit jemandem schlafen wolle, nur ein zögerliches „Ungern“ herausbringt. Ebenso berichtet sie von ihrem inneren Konflikt im Krankenhaus: Obwohl sie starke Schmerzen hat, traut sie sich kaum, Schmerzmittel zu verlangen – aus Angst, Umstände zu bereiten.
Diese Geschichten stehen stellvertretend für ihr Programm, das persönliche Unsicherheiten und soziale Eigenheiten in den Mittelpunkt stellt. Ihre Erzählung über den Kondom-Kauf, bei dem sie den Verkäufer nach seiner Lieblingssorte fragt, reiht sich nahtlos in diesen absurden Kosmos ein. Neben ihren Erzählungen setzt sie auf visuelle Reize: Ihr Merchandise trägt die Aufschrift „Frauen gehören an die Pferd“ – eine bewusst falsche Formulierung, die sie sich sogar hat patentieren lassen.
Schräge Songs und gescheiterte Gags
Musikalisch lockert sie ihr Programm mit schrägen Liedern auf – darunter das „Fisch-Lied“, bei dem sie Zuschauer aus der ersten Reihe mit passenden Hüten ausstattet. In der Pause können Gäste eigene Witze aufschreiben, die Bockhorst später vorträgt – mit gemischtem Erfolg. Während einige Pointen zünden, verlaufen andere im Sande.
Zum Finale singt sie ihren Song „Frauen gehören an die Pferd“ und schließt den Abend mit einer Mischung aus Ironie und augenzwinkerndem Größenwahn. Ihr Programm oszilliert zwischen skurrilen Momenten, persönlichen Anekdoten und musikalischen Einlagen. Doch nicht immer trifft sie ins Schwarze. Oft bleibt sie in harmlosen Erzählungen hängen, und ihre Mischung aus Selbstironie und sozialem Unbehagen wirkt stellenweise eher wie Selbstmitleid. Die Schuld für ihre Miseren scheint meist bei anderen zu liegen – eine Haltung, die den Witz manchmal vorhersehbar macht. Dennoch gibt es unterhaltsame Momente, in denen sie das Publikum in ihre Gedankenwelt zieht – mal mit lakonischem Humor, mal mit nachdenklichen Zwischentönen.
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