Tanz

Große Geschichten und feinfühlige Performer im Felina Theater

Beim zweiten Abend von „Freier Tanz im Delta XIV“ im Felina Theater Mannheim stehen acht Choreografien auf dem Programm, sieben davon feiern eine Premiere.

Von 
Ute Maag
Lesedauer: 
Die Performance Marías mit Julia Alsdorf (vorn) und Sarah Alther (hinten) . © Günter Krämmer

Mannheim. Wasser ist der Ursprung allen Lebens. Es ist in uns und um uns – und es spiegelt. Im Rahmen ihres in Island begonnenen Forschungsprojekts „Dating Water“ spürt Amelia Eisen in einem körperlichen und sinnlichen Dialog mit dem Element dessen Kräften nach, nicht nur solo, sondern auch im Austausch mit dem Publikum.

Und so bittet sie für ihre Performance „Bodies of Reflection“ am zweiten Abend des Festivals „Freier Tanz im Delta XIV“ im Mannheimer Felina Theater um Zurufe der Zuschauer nach deren Antworten auf zwei Fragen: Was spiegelt Wasser wider? Und was spiegelt die Menschheit wider? Die lassen sich so bereitwillig wie reflektiert auf das Experiment ein und erleben, wie die in Kalifornien geborene Tänzerin und Choreografin Begriffe wie Licht, Liebe, Kampf oder Veränderung in einer sehenswerten Improvisation tänzerisch übersetzt.

Freie Tanzschaffende zeigen Vielseitigkeit und künstlerische Klasse

Und so wie Eisens rund zehnminütiges Stück fließt der ganze rund 90-minütige Abend, der einmal mehr die stilistische Vielseitigkeit und künstlerische Klasse der freien Tanzschaffenden in der Region beweist. Sascha Koal, Initiator des 2010 gegründeten Festivals und nimmermüder Netzwerker mit dem Ehrgeiz, die hiesige Szene untereinander zu verbinden und durch Kooperationen darüber hinaus zu bereichern, hat diesmal acht Choreografien – darunter sieben Premieren – in einen stimmigen Rhythmus gebracht.

Gleich zu Beginn erweist sich Urban Dancer Angelo „J-Soul“ Berber in Christina Liakopoyloys Stück „The Suckers“ erneut als großer Erzähler: Seine verzweifelt-anklagende Interpretation der Geschichte eines ausgemusterten Wissenschaftlers taugt auch als Parabel über die wirtschaftliche Situation freier Künstler, die sich in schwierigen Zeiten von Förderantrag zu Förderantrag hangeln. Ebenfalls mit Bewegung und Sprache, aber zusätzlich auch mit Live-Musik arbeitet Andrea Kreisel in „Mit meiner Stimme sprechen … Kassandra“: Die Heidelbergerin nähert sich tanzend und rezitierend gemeinsam mit der Querflötistin Vasilina Yfanti aus Frankfurt dem Monolog der Seherin in Christa Wolfs Roman.

Freier Tanz im Delta XIV

Zweiter Abend: Weitere Aufführung am 20. September, 18 Uhr , mit Choreografien von Amelia Eisen, Andrea Kreisel, Raquel Lanziner, Christina Liakopoloy, Martina Martìn, Barbara Weinmann, Carlos Díaz und Mike Planz

Dritter Abend: Premiere am Donnerstag, 25. September, 19 Uhr , weitere Aufführung am Samstag, 27. September, 18 Uhr mit Choreografien von Georgia Begbie, Zoulfia Choniiazova, Charlotte Fenn, Catherine Guerin, Miriam Markl, Delphina Parenti, Leonardo Cheng, Luches Huddleston jr, Mike Planz und Lorenzo Ponteprimo

Vierter Abend: Premiere am Donnerstag, 2. Oktober, 19 Uhr , weitere Aufführung am Samstag, 4. Oktober, 18 Uhr mit Choreografien von Andrea Böge, Tania Hinz, Sade Mamedova, Crystal Schüttler, Catharina Visschers, Jonas Frey, Mirko Ingrao, David Kwiek, Seung Hwan Lee und Richard Oberscheven

Der Eintritt beträgt 15 Euro, mit Ermäßigung 10 Euro.

Ein Duett aus seinem abendfüllenden Stück „It is quiet in hell“ steuert der peruanische Choreograf Carlos Diaz bei: Sarah Alther und Julia Alsdorf interpretieren ein Gedicht des Dichters César Vallejo und brechen die poetische Tanzsprache durch beherzte Griffe an die Ohren und in die Haare der Partnerin.

Faszinierendes Spiel mit Händen, Füßen und dem ganzen Körper

Nach der Pause hat sich die leere schwarze Bühne in einem Raum verwandelt: Gelbe Linien zeigen Perspektiven auf, an einem Kleiderständer hängt eine Jacke, durch deren Ärmel die Finger von Marina Capel Dorado wandern. Gemeinsam mit Martina Martìn, die zunächst auf einem weiteren Stuhl Platz nimmt, beginnt sie ein faszinierendes und witziges Spiel mit Händen, Füßen und dem ganzen Körper, in dem die beiden Spanierinnen Grenzen ausloten und Tabus infrage stellen.

Interessante Kontraste dazu setzen die beiden letzten Duette des Abends: Urte Daugirdate und Alex Huynh jagen der Hoffnung hinterher, ehe Maja Kowalik und Mike Planz in „Leftovers“ nicht voneinander lassen können. Wie sie einander umschlingen, zu einem Körper verschmelzen, um am Ende doch loszulassen, ist traurig, intensiv und macht Lust auf noch mehr freien Tanz im Delta.

Autor

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke