Theatertage

Gastspiel „Artus“ im NTM: Vom Schweinehirt zum König

Kurzweilige Zeitreise ins Mittelalter: Mit „Artus“ war ein Gastspiel aus Ulm bei den Baden-Württembergischen Theatertagen im JNTM zu erleben.

Von 
Tanja Capuana
Lesedauer: 
Bardin (Fenja Abel) und Druidin (Sina Baajour) im Gespräch: Szene aus der Inszenierung © Tanja Capuana

Mannheim. Das Richtige zu tun, auch wenn die Lage alles andere als hoffnungslos erscheint, ist gar nicht so einfach. Auch nicht für einen König, der ein Land voller Probleme regieren soll. Als der Schweinehirt Artus (Fabian Rogal) ein Schwert aus einem Stein zieht, ahnt er noch nicht, mit welchen Herausforderungen er sich nicht ganz freiwillig beschäftigen muss. Denn auch ein Regent weiß nicht immer automatisch, welchen Weg er beschreiten muss.

Im Rahmen der 27. Baden-Württembergischen Theatertage, die sich in diesem Jahr ausschließlich auf Kinder- und Jugendtheater fokussierten, hat die Junge Ulmer Bühne das Stück „Artus“ am Freitag im Studio des Nationaltheaters Mannheim präsentiert. Dabei hat das Darsteller-Quartett unter der Regie von Marek S. Bednarsky die mehr als 130 Zuschauerinnen und Zuschauer auf eine spannende und kurzweilige Zeitreise ins Mittelalter mitgenommen.

Wie bewirkt man ein gerechtes, friedliches Zusammenleben

Das Werk, das zwar der Legende von König Artus entlehnt ist, die zu den bekanntesten Sagen Europas zählt, verzichtet gezielt auf eine akkurate Nacherzählung des Stoffs um die Ritter der Tafelrunde. Vielmehr geht es um Themen wie Moral, Loyalität und die richtigen Entscheidungen zu treffen, die auch andere Personen betreffen. Somit hat sich das rund einstündige Stück mit flotten Dialogen und einer guten Portion Humor auch mit der Frage auseinandergesetzt, wie man es schafft, dass alle Menschen gerecht und friedlich zusammenleben.

Szene aus der Ulmer Inszenierung, die in Mannheim zu Gast war. © Markus Hummel

Das minimalistische Bühnenbild in Kombination mit einer melancholischen Hintergrundmelodie erzeugt einen packenden Spannungsboden. Kaum ist es Artus gelungen, das magische Schwert aus dem Felsen zu ziehen, erfährt er von der gewieften Bardin (Fenja Abel), dass er zwar jetzt König sein wird, aber vorher noch eine Hürde überschreiten muss. Denn Staatsoberhaupt wird er erst, „nachdem er mit dem Schwert den stärksten Krieger aller Zeiten im Duell besiegt hat“, verrät die Musikerin und singt ein Lied über Lancelot (Klaas Johann Lewerenz): „Alles was sich bewegt, kann er unschädlich machen“, verrät sie singend, während sie sich auf der Gitarre begleitet. Lust selbst ein Krieger zu werden hat Artus nicht. „Ich habe gar keine Zeit dafür“, betont er – und schlägt dem spöttischen Ritter Lancelot vor, sich mit ihm zusammenzutun und gemeinsam die Probleme des Königreiches in den Griff zu bekommen.

Weder mit Lügen noch mit Angst soll man regieren

Doch das Duo hat dabei die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Denn die Bardin, die ihr Geld damit verdient, Leute mit düsteren Geschichten und Schauermärchen zu unterhalten, wirft ihnen Egoismus vor. Nachdem sie ohne Erfolg versucht hat, die Herren bei einem Schwertkampf zu besiegen, schließt sie sich ihnen an. Nicht jedoch ohne ihnen vorzuschlagen, Probleme damit zu lösen, indem man einen universellen Sündenbock findet, der an allem schuld ist. Und zwar einen Drachen, den jeder kenne, aber noch niemand gesehen habe. Erst als die besonnene und mächtigste Druidin aller Zeiten (Sina Baajour) der kleinen Gruppe erklärt, dass man weder mit Lügen noch Angst ein Land regieren kann, erkennen Artus, Lancelot und die Bardin, dass der richtige Weg nicht immer der einfachste ist – und man stets an einem Strang ziehen sollte. Dafür gibt es tosenden Beifall.

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke