Mannheim. „Chormusik der Renaissance und Moderne“: Der Titel dieses Programms verheißt Konfrontation und Provokation. Aber nichts dergleichen beim Konzert der Gesellschaft für Neue Musik in der Feudenheimer Epiphanias-Kirche. Stattdessen kann das Publikum mit dem Auftritt des Vokalensembles The Present die harmonische Verknüpfung zwischen einander weit entfernten Epochen mitverfolgen.
Hanna Herfurtner und Olivia Stahn (beide Sopran) sowie Amélie Saadia (Alt), Tim Karweick (Tenor) und Florian Hille (Bass) wechseln geschmeidig zwischen einst und heute. Die kontrapunktisch artifiziellen wie geistlich durchglühten Werke etwa eines Carlo Gesualdo werden mit Ausdrucksformen des Gesangs verflochten, die ihre Expressivität durch Sprech- und Atemgeräusche steigern. Dabei ermöglichen die freieren tonalen Formen zeitgenössischer Stücke in der Begegnung mit 500 Jahre älterem Liedgut interagierende Prozesse.
Eine Uraufführung steht im Mittelpunkt
Im Mittelpunkt steht die Uraufführung einer Vertonung des Gedichtzyklus „Velos Lilas“ der lateinamerikanischen Dichterin Delmira Agustini, dessen einzelne Teile durch Sidney Corbett eine differenzierte und pointierte Charakteristik erfahren. Diesen Stücken für drei Sängerinnen widmen sich die Damen von The Present mit konzentrierter Hingabe und gestalterischer Intensität. Offenbar traut der Musiker und Komponist der menschlichen Stimme eine Menge zu. Die Sängerinnen und Sänger von The Present lösen dieses Vertrauen ein.
In Erinnerung bleibt auch das Stück „Piriforms“ von Laura Steenberge mit seiner zwischen fließenden Hell- und Dunkel-Vokalen wechselnden Vierstimmigkeit. Das ist Gesangskunst auf höchstem Niveau.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-regionale-kultur-epiphanias-kirche-mannheim-gesangskunst-auf-hoechstem-niveau-_arid,2329533.html