Mannheim. Passionsmusik gehört in unserem Kulturkreis zur Osterzeit. Die Zuhörer wissen meistens ziemlich genau, was sie erwartet. Kantorin Claudia Seitz und ihre Johanniskantorei jedoch erweitern die Reflexion über das Sterben Christi: Mit dem Werk „Die Passion Jesu Christi“ des Südkoreaners Geonyong Lee wird eine wirklich überraschende Sichtweise auf den Kern des christlichen Glaubens aufgemacht. Mit viel Beifall hat das Publikum neulich denn auch auf dieses Werk entsprechend dankbar reagiert.
Zwei Schlagwerker und eine minimalistische Begleitung durch Flügel und Orgel illustrieren die rhythmisch eindringlichen Arien und Chöre der Passion, die klassisch mit den 14 Bildern des Kreuzwegs arbeitet, aber auch immer wieder eigene epische Elemente hinzufügt. Doch eindrücklich sind nicht nur die Orchestrierung und das Libretto des heute 77-jährigen Geonyong Lee, der im Übrigen der Aufführung beiwohnte, auch die Chöre haben eine Intensität und Leidenschaft, die unter die Haut geht.
Kraftvolle Soli und strahlende Arien beeindrucken
Beispielhaft für das etwas andere Schlaglicht auf das Glaubenserlebnis ist das Baritonsolo „Weck uns auf, o Herr“ im Zentralteil der Passion, klar und kraftvoll von Jongwhan Lee, der an der Musikhochschule Mannheim studiert hat, in den Kirchenraum der Johanneskirche gesungen. Die Arien von Bass Hakyeul-Joshua Lee (Jesus) und Sopranistin Nahmee Kim sind weitere Glanzpunkte nennen.
Ebenfalls bemerkenswert und die Klangfarben dominierend die Schlagwerker Thorsten Gelling und Dominique Civilotti. Wunderschön dabei das Glockenspiel mit Tubular Bells, das die Wirkung des zwischen östlicher und westlicher Welt oszillierende Werks zur Entfaltung bringt.
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