Jazz

Ditzner Twintett begeistert mit neuem Album "Die Drei"

Das Ditzner Twintett aus Ludwigshafen vereint Jazz, Funk und afrokaribische Rhythmen auf dem neuen Album „Die Drei“.

Von 
Georg Spindler
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Von links: Bernhard und Roland Vanecek, Erwin Ditzner. © Frank Schindelbeck

Ludwigshafen. Erwin Ditzner ist ein Musiker, der Gegensätzliches zusammenbringt. Als experimentierfreudiger Schlagzeuger zählt er mit seinen frei improvisierten Konzerten alljährlich zu den Attraktionen bei Enjoy Jazz. Aber der Instrumentalist aus Ludwigshafen mag auch tanzbare, unterhaltsame Groove-Musik. Diese Seite lässt er in seinem Ditzner Twintett zum Zuge kommen, bei dem er mit den Zwillingsbrüdern Bernhard (Posaune) und Roland Vanecek (Sousaphon) zusammenspielt. Seit 2010 gibt es das Trio, das nun sein drittes Album „Die Drei“ auf fixcel records veröffentlicht.

Darauf beschwört Ditzner die ganze Vielfalt afrokaribischer Rhythmen. Schon der Auftakt „Gimme Some“ ist symptomatisch: Treibende New-Orleans-Beats geben mit ihrem charakteristischen Mix aus marschierendem Drive und tänzelnder Leichtigkeit den Takt vor. Die Vanecek-Brüder treten als Funk-Brothers in Aktion: mit abgrundtief grummelndem Sousaphon und jäh aufblitzenden Posaunen-Phrasen. Dieses aufreizende Funk-typische Spiel der knappen Motivkürzel beherrscht Bernhard Vanecek souverän.

Vielfältige Mischung aus Jazz, Funk, Pop und House

Aber er ist ebenso versiert in jazzig-eloquenten Improvisationen, bei denen er seine Linien schmiegsam und wendig durch die Harmonien schlängeln lässt, wie im volksliedartigen „Vinden“ des schwedischen Gitarristen Jan Ekedahl. Das Stück ist eine von mehreren geglückt arrangierten Coverversionen. Die überraschendste ist „The Cure“, eines jener hypnotischen Ostinato-Stücke von Keith Jarrett. Roland Vanecek, dessen Klaviereinlagen das Album durchweg bereichern, sorgt hier durch perkussive Einsprengsel und bedächtig platzierte Piano-Akkorde für enorme Spannung, zumal Ditzner durch zurückhaltende Bongo- und Beckenschläge den Rumba-artigen Rhythmus nur dezent skizziert. Und die Posaune, elektronisch verzerrt, lässt in reizvoll unterkühlter Diktion mit Growl-Effekten und Legatobögen aufhorchen.

V.l.: Roland und Bernhard Vanecek und Erwin Ditzner. © Frank Schindelbeck

Das Twintett schlägt einen weiten musikalischen Bogen von tranceartigen afrikanischen 6/8-Rhythmen über temperamentvolle tropische Latin-Stücke bis hin zu erdigem Funk in diversen Spielarten und Popsongs wie dem spanischen Hit „Hijo de la Luna“, den die drei in eine Ballade verwandeln. Hier zeigt Ditzner seine ganze Klasse, er ist der eigentliche Solist des Stückes, der mit klirrenden Glöckchen, raschelnden Becken, zischelndem Hi-Hat und pochenden Trommeln das Geschehen geschickt aus dem Hintergrund nach vorne verlagert.

Live-Premiere am 26. Juli in Ludwigshafen

Auch eine freie Improvisation gibt es: „Drei Kreuze“, ein mysteriöses, düsteres Klanggemälde aus unheimlich gärendem Sousaphon-Brummeln, geisterhaft dräuenden Rubato-Rhythmen und schmerzvoll klagender Posaune. Den verblüffenden Schlusspunkt setzt „Poco Rubato“, wo Ditzner partytaugliche House-Beats samt insistierendem Ticken und fetten Basstrommel-Tritten anstimmt – auf dem Schlagzeug. Bernhard Vanecek hat eines seiner schönsten Soli: Mit spannungsvollen Haltetönen, nervösen Phrasenfolgen, weichen Melodiekurven – alles cool gespielt – setzt er einen schönen Kontrapunkt. Das wird sicherlich einer der Glanzpunkte, wenn Ditzners Twintett die CD am 26. Juli, 19 Uhr, bei einem Konzert im Ludwigshafener Hack-Museumsgarten vorstellt.

Redaktion

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