Ludwigshafen. Sehr schön beginnt die Ausstellung im Erdgeschoss der Rudolf-Scharpf-Galerie mit den feinen Arbeiten von Doris Erbacher. Ihre konstruktiv-lebendigen Farbinstallationen zeigen meisterhaft den Raum auf, das große Davor, Dahinter und Dazwischen. Der Künstlerbund Rhein-Neckar unter Leitung von Susanne Zeunert zeigt immer wieder die Werke seiner Mitglieder, mittlerweile sind es 65, die diesmal juriert Arbeiten aus allen Gattungen präsentieren von Malerei, Zeichnung, Plastik, Video und Performance – Werner Degreif wird zur Vernissage in Aktion treten!
Aber im ersten Stock geht es dann ganz anders weiter, eher dunkel und stabil, von Tom Feritsch sieht man an starre Bäume erinnernde Figurationen. Dagegen hält die Videokunst von Fritz Stier, auch schon lange dabei und immer wieder für Überraschungen gut, wie hier mit den Porträts von jungen Menschen an der Wand. Der Künstler nahm dazu jeweils mit Abstand von zehn Jahren ein Mädchen und einen Jungen auf, die seiner Arbeit „Déjà-vu oder die Königskinder“ (2015) entsprungen zu sein scheinen und heute den Titel „identities“ tragen. Wir sind also Zeugen des Aufwachsens der beiden Kinder. Eine sehr poetische Arbeit.
Fritz Stier lebte lange in Berlin und leitet seit 1999 den Kunstverein Viernheim. Es folgen die Arbeiten von Sonja Scherer, nämlich eine feine Faltarbeit, daran gekoppelt Ölarbeiten auf Papier, sehr bewegend, auch mal düster, aber nie zu dunkel.
Die Stimmung wechselt von Stockwerk zu Stockwerk
Ganz anders geht es dann weiter mit Arbeiten von Clapeko van der Heide. Hier leuchtet uns das Rot entgegen, das aber auch immer wieder gegengelesen wird mit bewegtem Blau, Gelb und Grün, unterbrochen von grafischen Elementen. Clapeko hat – stellvertretend für alle hier – natürlich sämtliche Preise und Stipendien erhalten, die zur Auswahl standen. Das gilt natürlich auch für Gerd Lind, dessen konstruktive Arbeit in Dunkelrot, Schwarz und Weiß, als Diptychon gearbeitet, einander konterkariert, sprich gegeneinander wirkt und von ruhigen Schwarzweißarbeiten ergänzt wird. Mitsuko Hoshino ist noch nicht so lange dabei und präsentiert hier sanfte, mit Silikon auf Stoff gemalte Himmelsspuren. Sehr poetisch!
Wir sprachen schon von Werner Degreif, der hier eine seiner unnachahmlichen, um die Ecke laufenden Riesenzeichnungen zeigt, aktuell sehr passend aus der BASF. Der Letzte im Bunde in dieser Präsentation ist Joscha Steffens (Jahrgang 1981): Der 2020 mit dem Mannheimer Kunstpreis der Heinrich-Vetter-Stiftung ausgezeichnete, in Amsterdam lebende Künstler stellt derzeit überall auf der Welt aus, er studierte in Leipzig und Köln.
Hier zeigt er gruselige Arbeiten aus der Gaming-Szene, aber im Wald (OPFOR, Wildboyz, ab 2010). Dabei konzentriert er sich besonders auf jene Formen des Spielens, bei denen die Teilnehmenden vollständig in die Haut ihres Spielers schlüpfen und so die Grenzen des Spiels überschreiten. Noch dabei sind AINO, Michael Bacht und Stanford Fata.
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