Mannheim. Es ist schon ein paar Sommer her, als sich im schmucken Wohnensemble im Quadrat B5, Hausnummer 7, Literaturfreunde einfanden. Denn hier, nahe des Mannheimer Schlosses, ist Friedrich Schillers nachempfundener Wohnort. Der Autor Andreas Maria Hogrebe hat das einstige „Museum Schillerhaus“ in seinem Reiseführer zu Schillers Wohn- und Gedenkstätten „Mein Atem dürstet nach Freiheit“ dennoch erwähnt. Doch statt das barocke Kleinod als Anziehungspunkt für Touristen zu bewerben, ist es einem Amtssitz gewichen. Im Juli 1783 war Schiller in die Stadt gereist und erhoffte sich nach der grandiosen Aufführung der „Räuber“ im Jahr zuvor eine Anstellung als Theaterautor. Der Mannheimer Intendant Dalberg kam der Bitte nach, aber schon im November erkrankte der 24-Jährige am „kalten Fieber“, einer Art Malaria, die Mannheim ein Drittel der Bevölkerung kostete. Schiller, der innerhalb eines Jahres drei Bühnenstücke abzuliefern hatte, schaffte das Pensum nicht. Sein Vertrag wurde nicht verlängert. Im Februar 1785 verließ er Mannheim, reiste nach Leipzig und wohnte dort in einem „bescheidenen, möblierten Zimmer“.
In Marbach geboren, in Weimar gestorben
Man muss nicht etwa Schiller-Fan sein, um in Hogrebes „Reiseführer“ mit solch vielfältigen und schön bebilderten Informationen gerne zu schmökern. Denn der Autor hat für seine Leser eine biografische Zeitreise zu Friedrich Schiller unternommen. Er ist quer durchs Land gefahren, nach Marbach, wo Friedrich 1759 zur Welt kam, nach Stuttgart, wo dem Bub in der strengen „Carls-Schule“ der Atem genommen wurde. Weiter nach Rudolstadt, über Leipzig oder nach Jena in die Uni, die den frisch ernannten Professor tosend empfängt. Und natürlich folgt Weimar, wo der bereits zu Lebzeiten ruhmreiche Dramatiker 1805 stirbt.
„Springen wir gleich ins Getümmel“, beginnt Hogrebe sein Werk und meint damit Schloss Solitude in Stuttgart. Gerade lässt sich der autoritäre württembergische Landesherr Carl Eugen bei einem rauschenden Fest feiern, weshalb der junge Militärarzt Schiller unbemerkt aus dessen Herzogtum fliehen kann. Über der Grenze, im sicheren Oggersheim, findet der Deserteur Zuflucht. Das ehemalige Gasthaus „Viehhof“ in der heutigen Schillerstraße ist als Museum erhalten und wurde 2024 neu konzipiert. Auch in Bauerbach, einem weiteren Schutzort, gibt es eine Gedenkstätte, erfreulicherweise mit originalen Möbelstücken. Doch es sind nicht nur die weitläufigen Reiseziele, es sind auch Schillers persönliche Begegnungen und Freundschaften, die Hogrebes Buch so anregend machen. Dazu gehören Ausschnitte aus Schillers Dramen, Leidenschaften und Liebesgeschichten, wie die mit Charlotte von Lengenfeld, die Schiller 1790 heiraten und mit ihr eine Familie gründen wird. Das „Hochzeitszimmer“ ist im Rudolstadter Schillerhaus zu sehen und die erste Begegnung mit Goethe findet hier statt. Hogrebe folgt noch vielen Wohnstätten, in denen sich Schiller niederlässt. Zumal, wie ein Zitat aus den „Räubern“ lautet, sein eigener „Atem nach Freiheit dürstet“. Wie interessant!
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