Mannheim. Seine Identität bleibt ein gut gehütetes Geheimnis, doch seine Werke kennt die ganze Welt: Banksy gilt als das größte Mysterium der zeitgenössischen Kunst. Ab Freitag, 19. September, wird der britische Streetart-Künstler mit einer spektakulären Schau in Mannheim gefeiert. Unter dem Titel „House of Banksy – An Unauthorized Exhibition“ entsteht im leerstehenden ehemaligen Saturn-Gebäude in N7 eine immersive Pop-Up-Ausstellung, die auf über 2.000 Quadratmetern mehr als 150 Arbeiten präsentiert. Mannheim wird damit, neben Leipzig, wo die Ausstellung parallel zu sehen sein wird, temporär zum weltweit größten Banksy-Standort.
Zuvor zog die Ausstellung in München und Hamburg bereits über 350.000 Besucherinnen und Besucher an. Veranstalter ist COFO Entertainment aus Passau, das unter Geschäftsführer Oliver Forster mit erfolgreichen Formaten wie „Körperwelten“, „Tutanchamun“ oder „Van Gogh – The Immersive Experience“ bekannt wurde. Seit 2021 erreichten die beiden Banksy-Ausstellungen des Unternehmens weltweit mehr als 3,3 Millionen Menschen in 32 Städten und 9 Ländern.
Banksy Ausstellung in Mannheim: Ein Großteil der Werke existiert heute gar nicht mehr
Die Mannheimer Schau versteht sich nicht als klassische Kunstausstellung im musealen Sinn, sondern als Hommage an das Werk eines anonymen Künstlers, der mit der Spraydose globale Diskussionen anstößt. Präsentiert werden keine Originale, sondern Reproduktionen ikonischer Motive wie „Girl with Balloon“, „Devolved Parliament“, „Game Changer“ oder Banksys politische Wandarbeiten aus der Ukraine. Viele dieser Werke wurden ursprünglich im öffentlichen Raum platziert, als Intervention oder als stiller Protest.
Ein Banksy-Werk will nicht dekorieren. Es will aufrütteln.
Heute sind 90 bis 95 Prozent von ihnen zerstört, übermalt oder aus Wänden herausgebrochen und versteigert worden. „Es ist unser Anspruch, diese Arbeiten in einer ethisch vertretbaren Form der Öffentlichkeit zurückzugeben“, sagt Oliver Forster, Produzent und Veranstalter der Ausstellung. Jede Ausstellung wird individuell von einem Team internationaler Graffitikünstler bespielt, das die Werke mit Schablonen live vor Ort sprayt. Die beteiligten Künstler bleiben anonym, ganz im Sinne des Originals.
Kuratiert wird die Ausstellung von Virginia Jean, die heute in Berlin lebt. Für sie ist Banksy mehr als ein Künstler: „Er konfrontiert uns mit den sozialen Missständen, die wir oft lieber ausblenden: Krieg, Rassismus, Klimakrise, Überwachung, Flucht“, sagt sie. „Ein Banksy-Werk will nicht dekorieren. Es will aufrütteln.“ Jean betont, dass die Ausstellung keine bloße Reproduktion ist, sondern ein sinnlich-intellektuelles Erlebnis. Die Räume werden eigens gestaltet, jede Wand wird Teil des Konzepts. „Wir möchten das Publikum nicht nur informieren, sondern aktivieren. Banksys Kunst ist eine Einladung zum Denken und Mitfühlen.“
Zugleich kritisiert Kuratorin Jean den Kunstmarkt, der Banksys gesellschaftskritisches Werk zunehmend kommerzialisiert. Trotz seiner erklärten Ablehnung erzielen seine Werke regelmäßig Rekordsummen. So wurde „Love is in the Bin“ – die geschredderte Version von „Girl with Balloon“ – 2021 für 21,6 Millionen Euro versteigert. „Devolved Parliament“ brachte 11,1 Millionen Euro ein, „Game Changer“ rund 20 Millionen, die Banksy vollständig dem britischen Gesundheitsdienst NHS spendete.
Neben seinen provokanten Kunstaktionen engagiert sich Banksy auch direkt humanitär. 2020 finanzierte er die M.V. Louise Michel, ein Hochgeschwindigkeitsschiff zur Seenotrettung im Mittelmeer, das heute in Zusammenarbeit mit der NGO Sea-Watch unter deutscher Flagge fährt. Das Schiff ist mit einem typischen Banksy-Motiv versehen: ein kleines Mädchen mit Schwimmweste und herzförmigem Rettungsring. Die Mannheimer Ausstellung widmet dem Projekt einen eigenen Raum. Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, vor Ort zu spenden, der gesamte Erlös wird von den Veranstaltern verdoppelt und an die Betreiberorganisation „Handbreit – nautical safety solutions“ weitergeleitet.
Riehle: Banksy Ausstellung in Mannheim ein Musterbeispiel für kreative Stadtentwicklung
Die Stadt Mannheim steht hinter dem Projekt. Für Kultur- und Wirtschaftsbürgermeister Thorsten Riehle ist die Ausstellung ein Musterbeispiel für intelligente Zwischennutzung und kreative Stadtentwicklung. „Solche Formate beleben leerstehende Räume, bringen Kultur mitten in die Innenstadt und erzeugen eine Strahlkraft, die weit über Mannheim hinausreicht“, erklärt er. Zudem stärke das Projekt den Einzelhandel, der von der hohen Besucherfrequenz profitieren würden. „Die Ausstellung ist ein kulturelles Highlight und gleichzeitig ein wirtschaftlicher Impulsgeber.“
Ausstellung „House of Banksy Mannheim — An Unauthorized Exhibition“
Die Ausstellung startet am Freitag, 19. September. Die Öffnungszeiten: Dienstag, Mittwoch, Sonntag und Feiertage von 10 bis 18 Uhr und Donnerstag, Freitag, Samstag von 10 bis 20 Uhr.
In der Kunststraße 5-6, Mannheim, werden auf einer Fläche von mehr als 2.000 Quadratmetern über 150 Werke Banksys gezeigt: Graffitis, Fotografien, Skulpturen und Videoinstallationen, die auf diverse Materialien wie Leinwand, Holz und Beton reproduziert wurden.
Tickets gibt es ab 24. Juli online unter www.house-of-banksy.com. Der Eintritt beinhaltet eine Multimedia-Führung. Eine Spendenaktion unterstützt das Rettungsschiff „Louise Michel“.
Der Vorverkauf für „House of Banksy“ beginnt am 24. Juli über die Website www.house-of-banksy.com, ab dem 28. Juli sind Tickets auch an allen bekannten Vorverkaufsstellen erhältlich. Neben klassischen Zeitfenstertickets mit unbegrenzter Verweildauer stehen auch flexible Geschenktickets zur Verfügung, die innerhalb eines Monats eingelöst werden können. Alle Inhalte der Ausstellung sind zweisprachig auf Deutsch und Englisch verfügbar.
Mit „House of Banksy – An Unauthorized Exhibition“ wird Mannheim für mehrere Monate zum Zentrum einer Kunst, die bewegt, provoziert und den Blick auf gesellschaftliche Missstände schärft. Oder wie Kuratorin Virginia Jean es formuliert: „Ein Banksy-Werk berührt jeden – ob man will oder nicht.“
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