Klassik

Auftakt der Schlosskonzerte: KKO streift durch die Welten

Das 1. Schlosskonzert des Kurpfälzischen Kammerorchesters im Mannheimer Rittersaal faszinierte mit einem harmonischen Spiel der musikalischen Kontraste.

Von 
Karolin Jauernig
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Applaus im Rittersaal: Solistin Juliana Koch gemeinsam mit Dirigent Johannes Schlaefli und dem Kurpfälzischen Kammerorchester nach Mozarts Oboenkonzert © Karolin Jauernig

Mannheim. Vier Werke, vier Welten - und doch ein Abend wie aus einem Guss. Respighis duftig-schwebende Suite eröffnete den Raum, Mozarts Oboenkonzert ließ ihn leuchten, Nielsens jugendliche Suite pulsierte vor Energie, und Haydns „La Passione“ legte sich wie ein dramatischer Schleier über den Saal. So wurde das erste Schlosskonzert des Kurpfälzischen Kammerorchesters (KKO) im Mannheimer Rittersaal zu einem Auftakt, der Kontraste nicht nur nebeneinanderstellte, sondern sie miteinander ins Gespräch brachte.

Respighis „Antiche danze ed arie per liuto“ eröffnete den Abend: Lautenklänge in orchestraler Gestalt, eine tänzerische Leichtigkeit, die den Saal in warmes Licht tauchte. Noch suchte das Orchester nach Geschmeidigkeit, Dirigent Johannes Schlaefli, früher mal Chef des KKO, drängte energisch vorwärts, doch im Verlauf der Suite fand das Ensemble immer mehr zu seiner Balance.

Juliana Koch und die Magie des Atems

Juliana Koch, Solo-Oboistin des London Symphony Orchestra und Gewinnerin des ARD-Musikwettbewerbs 2017, brauchte nur einen ersten Ton im Oboenkonzert in C-Dur, und die Atmosphäre im Saal war wie verwandelt. Warm und biegsam, doch zugleich von kristalliner Klarheit durchdrang ihr Klang den Raum. Die Virtuosität in den schnellen Sätzen wirkte nie aufgesetzt, sondern floss organisch aus Mozarts Linien. Im Adagio hielt die Zeit den Atem an: Koch verschmolz mit ihrer Oboe zu einem singenden Atem, der das Publikum ergriff, als wäre man selbst Teil dieses Stroms. Und während man Mozarts 1777 auf der Reise nach Paris entstandenes Werk hörte, spürte man in Kochs Spiel etwas von jener Aufbruchsstimmung und Neugier, die den Komponisten damals getragen haben muss.

1. und 2. Schlosskonzert

  • Das 1. Mannheim Schlosskonzert findet erneut am Sonntag, 28. September, um 18 Uhr im Rittersaal des Mannheimer Schlosses statt.
  • Das 2. Mannheimer Schlosskonzert ist dann am 25. Oktober (19 Uhr) und am 26. Oktober (18 Uhr). Gespielt werden Franz Xaver Richter (1709-1789): Sinfonie G-Dur. Johann Sebastian Bach (1685-1750); Violinkonzert a-Moll BWV 1041. Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847): Violinkonzert d-Moll. Fanny Hensel (1805-1847): Streichquartett Es-Dur (Bearbeitung für Streichorchester). Solist ist Daishin Kashimoto, Violine, es dirigiert Paul Meyer.
  • Konzerteinführung ist jeweils 45 Minuten vor Beginn.
  • Info/Karten: Online und telefonisch: 0621/1.45.54

Neue Energie, alte Leidenschaft

Nach der Pause wandte sich das Programm einem Werk zu, das man kaum als bloßes Jugendstück abtun kann: Carl Nielsens „Kleine Suite für Streichorchester“, entstanden, als der Komponist gerade 22 Jahre alt war. Schon hier deutet sich jene Handschrift an, die später unverkennbar werden sollte – eine Musik, die zwischen introvertierter Melancholie und ausgelassener Bewegtheit oszilliert. Johannes Schlaefli und das KKO zeichneten diese Gegensätze mit feiner Klarheit: dunkle, innige Linien, fast kammermusikalisch verdichtet, kontrastierten mit tänzerischen Gesten, die dem Ensemble eine neue Frische entlockten.

Zum Abschluss erklang Joseph Haydns Sinfonie Nr. 49, die „La Passione“. Schon die ersten Takte hüllten den Rittersaal in eine Atmosphäre von Schwere und Ernst. Das f-Moll dieser Musik entfaltet eine Leidenschaft, die weit über den klassischen Rahmen hinausweist und bereits die Intensität der frühen Romantik erahnen lässt. Schlaefli arbeitete die Kontraste scharf heraus, ließ die Musik drängen, sich verdichten, bis sie sich im Presto-Finale in einer eruptiven Energie entlud.

Und dann, ein Bruch, zugleich eine Befreiung: Mit Mozarts Divertimento in F-Dur als Zugabe verabschiedete sich das Orchester. Nach der düsteren Dramatik des f-Moll wirkte dieser helle Dur-Klang wie eine geöffnete Tür, durch die Licht und Leichtigkeit hereinstrahlten. Ein Augenzwinkern nach der Passion, das den Rittersaal erfüllt zurückließ und den Auftakt der Schlosskonzerte mit leuchtender Wärme abrundete.

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