Schwetzinger Festspiele

„Adam und Eva“: Svobodas Opernpremiere bei SWR-Festspielen

Der Komponist Mike Svoboda präsentiert in Schwetzingen seine Oper „Adam und Eva“, inspiriert von Peter Hacks‘ Komödie.

Von 
Hans-Günter Fischer
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Ein Probenbild der Oper "Adam und Eva" von Mike Svoboda. © Fernando Fath

Mannheim. Auch ein Komponist, also ein „Kreativer“, ist nicht nur zu kreativer, sondern auch genauer Buchführung imstande. Und so hat Mike Svoboda errechnet, dass er 1.880 Stunden Arbeit in sein neues Stück gesteckt hat. Vor drei Jahren hat er mit dem Komponieren von „Adam und Eva“ angefangen, und vor einem Jahr hat er die Oper abgeschlossen. Er hat somit mehr als rechtzeitig geliefert – für die Uraufführung bei den SWR-Festspielen. Wir begegnen ihm im Schlosscafé in Schwetzingen.

Mike Svoboda, Komponist und Dirigent der Uraufführungsproduktion „Adam & Eva“ bei den Schwetzinger SWR Festspielen 2025, mit der Librettistin Anne-May Krüger. © SWR/Studio Kaviani

Aber wie ist er überhaupt zu diesem (Bibel-) Stoff gekommen? Spätestens an dieser Stelle ist Anne-May Krüger mit im Spiel, die Librettistin ist auch Ehefrau Mike Svobodas. „Adam und Eva“ war ihr in der Form von Peter Hacks‘ Komödie aus dem Jahre 1973 ein Begriff. Sie nahm die Vorlage des DDR-Autors gern auf, auch wenn sie sprachlich stark verändert werden musste, um die Singbarkeit des Textes zu erhöhen. Krüger führte zudem eigene Figuren in die Handlung ein, vor allem die zwei Einhörner – die immer wieder keck dazwischen grätschen, das Geschehen kommentieren. Komponist Mike Svoboda vermutet, dass die Einhörner im weiteren Verlauf der biblischen Geschichte wenig Lust verspüren werden, sich auf Noahs Arche einzuschiffen. Sie sind überzeugte Außenseiter.

Musikalische Grenzgänge und eigene Stilfindung

Svoboda dagegen ist ein Grenzgänger, als Komponist und Dirigent. Bekannt ist er auch nicht zuletzt als Posaunist, auf diesem Instrument hat er für lange Zeit die Rolle Luzifers in Karlheinz Stockhausens gigantischem Musiktheaterzyklus „Licht“ verklanglicht. Geistert dieser Luzifer auch durch das neue Werk? Da gibt es die Figur Sathanael, und Svoboda räumt ein: Er habe ihr wirklich Posaunenklänge zugeordnet. Ähnlich wie einst Stockhausen.

Ansonsten aber hat der in der Schweiz lebende Amerikaner seinen individuellen Stil gefunden. In „Adam und Eva“ fährt er ziemlich üppig auf: mit Sängerinnen, Sängern, Chor und Elektronik. Und dem – freilich eher klein besetzten – Sinfonieorchester des HR, das Svoboda für große Einsatzfreude lobt.

Gott – ein reifer Herr mit Halbglatze und Brille

An diesem Abend allerdings, nach dem Gespräch, ist es noch nicht zu hören. Wir erleben „nur“ eine Klavierprobe, Mike Svoboda spricht gar von einem „Abklatsch“. Was instrumental wohl zutrifft, doch gesanglich hören wir schon einiges, vor allem vom Erzengel Gabriel: Morgane Heyses schneidender Sopran macht ihn zur bühnenfüllenden Figur im Rokokotheater. Gabriel ist ziemlich unzufrieden mit der Schöpfung Gottes. Nicht mal rund sei sie geworden, sondern eiförmig. „Immer nur loben, loben, loben“, wie es einmal heißt, kommt deshalb nicht in Frage.

„Forsche nicht nach meiner Meinung von der Welt“, sagt Gabriel zu Gott. Gott forscht aber, er ist ein reifer Herr mit Halbglatze und Brille, in einen Labormantel gehüllt. Er ist nicht tot, aber ein bisschen müde. Gott „ist“ überdies in diesem Stück ein Schauspieler (Sebastian Hufschmidt). Singt Gott nicht, weil er nicht kann – oder hat er das Singen schlicht nicht nötig? Das bleibt offen. Dass Mike Svoboda ein großer Humorist der zeitgenössischen Musik ist, steht hingegen außer Zweifel.

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