Mannheim. Bei der Generalsanierung des Nationaltheaters ist mit Kostensteigerungen und Verzögerungen zu rechnen. Darauf hat Architekt Marcus Augsburger, Leiter der Geschäftsstelle für die Generalsanierung, den Kulturausschuss des Gemeinderats vorbereitet. Man müsse davon ausgehen, dass man sich „etwas über den geschätzten Kosten bewegt“, Zahlen könne er aber nicht nennen. Firmen hätten schon schriftliche Hinweise gegeben, diese aber „nicht bepreist“, so Augsburger, der über Bau und Anmietung der Ersatzspielstätten und die Bauarbeiten am Goetheplatz informiert hat. Hier ein Überblick:
Oper am Luisenpark
Anfang 2022 soll der erste Spatenstich für den temporären Bau sein, der für Oper und große Ballettaufführungen als Ersatzspielstätte auf dem zuletzt für das Oktoberfest genutzten Areal an der Theodor-Heuss-Anlage zwischen Technoseum und Carl-Benz-Stadion entsteht. Die Messe- und Eventbaufirma Metron Vilshofen hat bereits eine Baugenehmigung erteilt bekommen und beginnt nun mit der Baustelleneinrichtung. Oper am Luisenpark soll das Theaterprovisorium heißen. Geplant ist eine Leichtbauhalle für 800 Zuschauer, Orchestergraben, Bühne mit Drehscheibe, zweigeschossigem Foyer mit Gastronomie und Künstlergarderoben – alles in Modulbauweise. Dafür seien „minimale Eingriffe in den Grünbestand“ erforderlich, so Augsburger. Mit der Polizei liefen Gespräche, was zu tun ist, wenn die Spiele des SV Waldhof im Carl-Benz-Stadion wieder mit voller Zuschauerkapazität laufen können und zugleich Theaterbetrieb ist. Für das Oktoberfest gibt es noch keinen neuen Platz. „Das gestaltet sich nicht so einfach“, bedauerte Kulturbürgermeister Michael Grötsch.
Die Kosten
- Die Generalsanierung des von 1957 stammenden Spielhauses des Nationaltheaters am Goetheplatz kostet nach der letzten Kostenberechnung 247,08 Millionen Euro.
- Bundesregierung und Landes- regierung haben dafür Zuschüsse von 120 Millionen Euro zugesagt.
- Dazu kommen Infrastruktur- und Logistikmaßnahmen wie ein neues Zentrallager im Hafen sowie die Sanierung und der Ausbau des Probebühnenzentrums in Neckarau für 40 Millionen Euro.
- Ferner entstehen Kosten für Anmietung beziehungsweise Bau/Umbau von Ersatzspielstätten, die sich auf 33,1 Millionen Euro belaufen.
- Damit liegt die Gesamtsumme bei über 320 Millionen Euro.
Spielhaus Goetheplatz
Rund um das Spielhaus des Nationaltheaters gehen die Vorbereitungen für die Generalsanierung gleich im neuen Jahr los – mit der sogenannten Beweissicherung bei den Nachbargebäuden, um sicher zu gehen, dass eventuelle Schäden nicht durch die Bauarbeiten ausgelöst sind. Auch eine Anwohnerinformation ist geplant. Der Auftrag für das Projektmanagement ist inzwischen an das Büro Drees und Sommer vergeben. Am 31. Juli 2022 fällt nach der letzten Vorstellung endgültig der Vorhang, und gleich am 1. August beginnt die Einrichtung der Baustelle auf dem Goetheplatz und auch auf dem Parkplatz, der ab da gesperrt sein wird. Zugleich ziehen die Theaterleute aus, wofür etwa ein knappes halbes Jahr veranschlagt wird. Derzeit prüfen die Fachleute, ob man in schon leeren Stockwerken früher mit Bauarbeiten, etwa der Schadstoffsanierung, beginnen kann, um Zeit zu sparen. Zugleich laufen Vorbereitungen für die europaweite Ausschreibung der Bauarbeiten. Dass erste Arbeiten und Ausschreibungen erfolgen dürfen, dem hat das Büro der Staatsministerin der Bundesregierung für Kultur und Medien zugestimmt. Der formelle Bescheid über den – politisch längst bewilligten – Zuschuss von Bund und Land liegt aber nicht vor. „Er ist immer noch im Status der Prüfung“, die Verzögerung liege an Krankheitsfällen und der Corona-Pandemie, erfuhrt Marcus Augsburger in Berlin.
Ehemaliges Kino
Im alten Kino der Amerikaner in der früheren US-Wohnsiedlung Benjamin-Franklin-Village haben die Arbeiten zur Entkernung als Ersatzspielstätte für Schauspiel und Tanz mit 500 Plätzen begonnen. Bauherr ist die städtische Tochter MWSP, der das Gebäude gehört. Mit ihr hat die Stadt im Juni einen Vertrag geschlossen. Das Nationaltheater wird Mieter. Parallel laufen die Absprachen zur nötigen Bühnentechnik und zu speziellen Anforderungen des Theaters. Geplant war immer, dass das Gebäude dem Theater zum Spielzeitbeginn 2022/23 übergeben wird.
Probebühne Neckarau
In der Endphase sind die Arbeiten in Neckarau. Die bisher schon vom Schauspiel genutzte Probebühne in einem alten „Schildkröt“-Bau soll für die Zeit der Generalsanierung auch Orchester- und Chorprobensaal sowie Stimmzimmer und vieles mehr aufnehmen, was derzeit am Goetheplatz stattfindet. „96 Prozent der Gewerke sind beauftragt, da sind wenig Überraschungen zu erwarten“, so Augsburger. Schon im Oktober war da indes von Baupreisteigerungen zu Rede – ohne eine Summe zu nennen. Zwar habe es wegen Corona Lieferschwierigkeiten gegeben, aber ab 31. Juli könnten die betroffenen Abteilungen vom Theater nach Neckarau umziehen.
Zentrallager
„Wir kommen dem Ziel näher“, sagte Augsburger mit Blick auf das im Hafen geplante neue Zentrallager. Das Theater hat die ehemalige Fläche der Firma Luschka und Wagenmann für 30 Jahre angemietet. Einen Architektenwettbewerb gab es, der Auftrag wurde im Juni erteilt, aber die Planung noch etwas variiert. Im Frühjahr soll der Gemeinderat die Maßnahmegenehmigung erteilen, die für einen Baubeginn nötig ist. Bis zur Generalsanierung wird das neue Lager aber nicht fertig, weshalb das Theater für Kulissen Flächen vom Stadtraumservice anmietet. Das frühere Verwaltungsgebäude von Luschka und Wagenmann, vorübergehend als Probebühne für das Junge Nationaltheater genutzt, soll langfristig als „Haus der Kostüme“ dienen, also als zentraler Fundus.
Pfalzbau
Keine Aussage gab es zur Nutzung des Pfalzbaus, der für die Oper angemietet werden soll. Erst auf Nachfrage des SPD-Fraktionsvorsitzenden Thorsten Riehle hieß es, wie schon im Oktober, knapp „Die Verhandlungen laufen“. Unterschrieben ist aber immer noch nichts.
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