Mannheim. Meist ist die Verleihung einer Ehrenmitgliedschaft eine feierliche Angelegenheit. Nicht so diesmal, als das Mannheimer Nationaltheater (NTM) sein jüngstes Ehrenmitglied krönte. Der zu Ehrende ist nämlich der mittlerweile 74-jährige Wolfgang Neumann, der nach einer jahrzehntelangen, weltweiten Karriere als Heldentenor – als Qualitätsbeispiele sollten New York, Bayreuth, Wien, Mailand und Tokio genügen – allein 30 Jahre am NTM sang, meist im Festengagement.
Komödiantisches Talent
Irgendein kreativer Kopf hatte nun die geniale Idee, den in Mannheim wohnhaften Helden, seit seinem letzten „Siegfried“ 2010 im wohlverdienten Ruhestand, für die Neuinszenierung der Operette „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach zu „casten“. Weil Pluto-Diener Hans Styx so jammervoll seinem Leben als ehemaliger „Prinz von Arkadien“ nachtrauert, nimmt man da gern einen Tenor, der seine Zukunft schon weitgehend hinter sich hat. Umso größer war die Freude, als Wolfgang Neumann in den bisherigen zwölf Vorstellungen mit durchaus noch intakter, volltönender Stimme sang und sein früher zu Heldenzeiten eher selten gefragtes komödiantisches Talent beisteuerte. Überhaupt war die gewissermaßen als Vorspiel zur Ehrung fungierende Vorstellung der meisterlichen Operette in Markus Bothes pfiffiger Inszenierung ein reines Vergnügen. Dazu trugen ein glänzend aufgelegtes Orchester unter Benjamin Reiners’ temperamentvoller Leitung und ein Ensemble in Champagnerlaune das Ihre bei – stellvertretend seien die Eurydike der brillanten Amelia Scicolone und der umwerfende Pluto des Joachim Goltz gepriesen, der auch noch Hans Styx kurzerhand zum Ehrenmitglied der Unterwelt ausrief. Während das Publikum stehend applaudierte, überreichten Oberbürgermeister Peter Kurz und Opernintendant Albrecht Puhlmann Urkunde und Blumen und priesen den neuen Würdenträger mit großer Herzlichkeit.
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