Festival Wunder der Prärie

Zeitraumexit zeigt Performance im Fertighaus-Center Mannheim

Das Mannheimer Festival „Wunder der Prärie“ vereinigt aufwühlende Geschichten: Die Produktion „Somewhere there‘s war“ aus Leipzig ist eine davon.

Von 
Raimund Frings
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„Somewhere there's war“: Szene aus der Produktion, die bei „Wunder der Prärie“ zu Gast war. © Lys Y. Seng

Mannheim. Ein frischer böiger Wind streicht um die Siedlung des Fertighaus-Centers am Maimarkt. Besucher verfolgen die verstörende Performance und Audio-Installation des Leipziger „Studio Urbanistan“ in der sterilen Umgebung von 23 unbewohnten Häusern. Still und fröstelnd lassen sie sich von archaisch gekleideten, Laterne tragenden Frauen in die Räume der künstlichen Siedlungslandschaft führen.

Auch in einer Wohnküche hinterlässt der Krieg seine Spuren

„Somewhere there’s war“: Das Live-Art-Festival „Wunder der Prärie“ des Mannheimer Kunsthauses Zeitraumexit erzählt seine stillen, aufwühlenden Geschichten. In einer Story versucht ein Saugroboter in einer Wohnküche vergeblich, das Kriegsspielzeug eines etwa achtjährigen Jungen zu eliminieren, während die Mutter einen scheinbar normalen Alltag zu leben versucht: Kochen, Duschen, auf dem Sofa sitzen, auf dem Handy Daddeln. Dann sinkt sie ermattet in ihr Bett, in der Ecke des Schlafzimmers hängt eine Offiziersuniform, in der Ferne rattern Flugzeugmotoren. Der Krieg dringt durch jede Pore ein.

In einem anderen Haus erklingen Stimmen, in jedem Zimmer eine andere. Sie beschreiben die allumfassende Angst, die der erlebte Krieg in allen Betroffenen erzeugt; eine Angst, die das ganze Leben in eine völlig andere Richtung lenkt. Ein syrischer Journalist, eine alterslose Frau aus Charkiw in der Ukraine, eine Soldatin, die im afghanischen Kundus stationiert war, und den plötzlichen Angriff auf ihr Bataillon schildert. Sie alle benennen die im Krieg selbstverständlichen Grausamkeiten, berichten von der verschatteten, veränderten Lebensrealität. Können sie erzählend in ihr altes Leben zurückkehren? „Es hört nie auf“, sagt die Frau aus Charkiw.

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