Corona verändert nach Auffassung der Sprachwissenschaftlerin Annette Klosa-Kückelhaus die deutsche Sprache wie kein anderes Ereignis der vergangenen Jahrzehnte. Der „Brücken-Lockdown“ von NRW-Ministerpräsident Laschet sei nur eines von vielen neuen Wörtern, sagte die Forscherin am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim dem WDR-Hörfunk am Samstag. Sie sammelt in einem Wortschatz-Lexikon neue Wörter zur Corona-Pandemie. Fast 1400 Begriffe stehen dort inzwischen.
Wortschatz-Lexikon
Die Corona-Krise betreffe die ganze Welt seit einem ziemlich langen Zeitraum, sagte Klosa-Kückelhaus. Und insofern habe diese Krise auch mehr Auswirkungen auf den Wortschatz. „Die Pandemie schenkt uns unglaublich viele neue Wörter, das ist eigentlich die größte Veränderung, die wir bemerken. Der Wortschatz wächst und wächst.“
Hinzugekommen seien beispielsweise viele neue Komposita, also zusammengesetzte Wörter, erläuterte die Sprachforscherin. Viele Bildungen, die mit Corona- oder Covid- anfangen sowie viele aus dem Englischen entlehnte Wörter wie Social Distancing, Home Schooling oder Lockdown.
„Impfneid“ und „Impfprivilegien“
Wörter wie Impfpflicht, Impfverweigerer, Impfskeptiker oder Impfgegner gebe es schon länger, sagte Klosa-Kückelhaus. Jetzt gebe es neu zusammengesetzte Wörter, die die neue Wirklichkeit spiegelten. „Es gibt jetzt einen Impfgipfel, ein Impfzentrum, auf einmal auch Impfneid und Impfprivilegien.“
Auch wissenschaftliche Fachterminologie werde im Alltag viel häufiger verwendet. „Wir alle sind ja ein bisschen zu Epidemiologen geworden und sprechen zum Beispiel vom R-Wert und haben uns mit Triage beschäftigt - zumindest davon gelesen und gehört.“ epd
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