Anders als in den Vorjahren gilt nicht automatisch die Parole "Nach dem Festival ist vor dem Festival". Jedenfalls hat die Marek Lieberberg Konzertagentur (MLK) noch keinen Termin für eine vierte Auflage von Rock 'n' Heim in Hockenheim genannt. Das muss trotz des Besucherrückgangs von 35 000 auf 14 000 nicht das Aus für das Event am Hockenheimring bedeuten, wie Lieberberg im Interview betont - in dem er erstmals auch einen Ausblick auf die Zukunft des Traditionsfestivals Rock am Ring nach seinem Wechsel von MLK zu Live Nation 2016 gibt.
Herr Lieberberg, 14 000 Zuschauer auf dem Hockenheimring statt zuletzt 35 000 - das kann Sie doch nicht zufrieden stimmen, oder?
Marek Lieberberg: Ich kann mich nicht erinnern, im Vorfeld irgendwelche Prognosen abgegeben zu haben, etwa in der Form, dass 20 000 oder mehr Besucher kommen. Ich bin tatsächlich nicht unzufrieden, wenn man betrachtet, dass insgesamt 70 000 Karten für die drei Tages-Festivals mit Linkin Park verkauft sind. "Rock im Sektor" am 3. September in Düsseldorf läuft gut, das Event am 5. September im Berliner Union-Stadion hervorragend und Hockenheim war für uns okay. Das Motodrom eignet sich vielleicht besser für Mega-Konzerte mit einzelnen Bands.
Dann ist die Zukunft von Rock'n'Heim für Sie also völlig offen?
Lieberberg: Wir werden alles in Ruhe analysieren und dann gemeinsam mit dem Hockenheimring, einem verlässlichen und verständnisvollen Partner, bewerten. Wenn ich mir die gute Stimmung der Besucher anschaue, könnte es mir schon Freude bereiten, hier weiterhin ein Festival zu veranstalten. Ich möchte allerdings keinen Rütlischwur abgeben und verkünden, dass wir um jeden Preis im nächsten Jahr Dieses oder Jenes präsentieren. Wichtig ist, dass wir attraktive Bands für ein bestimmtes Wochenende gewinnen können. In diesem Jahr gelang uns dies wegen des überhitzten Festival-Sommers nicht für Mitte August und nicht für drei Tage. Deshalb mussten wir uns bei Rock 'n' Heim auf nur einen Tag beschränken. Selbst Rock am Ring entfiel im Lauf seiner Geschichte zweimal, weil sich kein geeignetes Line-up darstellen ließ.
Apropos: Die Branche rätselt, was aus Ihrem nach Mendig umgezogenen Traditionsfestival wird, wenn Sie und Ihr Sohn Andre ab 2016 nicht mehr bei der CTS-Eventim-Tochter MLK arbeiten, sondern die Dependance des US-Konzerns Live Nation in Deutschland, Österreich und der Schweiz leiten . . .
Lieberberg: Ich habe mich dazu bisher bewusst nicht geäußert. Aber wir gehen nach der langen, äußerst erfolgreichen Zusammenarbeit mit Klaus-Peter Schulenberg und CTS Eventim keineswegs im Streit auseinander. Dass dieser Schritt kommen würde, hat sich im Prinzip seit zwei Jahren angedeutet. Die Frage war schließlich, ob wir zu einem Schulterschluss mit Live Nation finden oder sie sich einen anderen Partner suchen. Unsere Ausrichtung war von Beginn meiner Karriere an stets international und weniger national. Mit Blick auf die Zukunft wollten wir uns nicht von dieser Entwicklung abkoppeln.
Was heißt das für Ihre Festivals?
Lieberberg: Wir konzipieren schon jetzt das Programm für Rock am Ring und Rock im Park 2016. Und es ist der erklärte Wille aller Beteiligten, auch der von Klaus-Peter Schulenberg, weiter miteinander zu kooperieren. So wie es in der Vergangenheit immer wieder Kooperationen zwischen MLK und Live Nation gab.
Mit Live Nation haben Sie Zugriff auf noch mehr Bands - kann "Rock'n'Heim" davon profitieren?
Lieberberg: Warten wir das mal ab, vieles ist denkbar und nichts unmöglich. Auch eine Zusammenarbeit mit der deutschen Version des US-Festivals Lollapalooza zum Abschluss der Festival-Saison. Dadurch wurden in diesem Jahr einige Bands blockiert, die wir gern in Hockenheim gesehen hätten.
Konzertveranstalter Marek Lieberberg
Marek Lieberberg wurde am 7. Mai 1946 in Frankfurt geboren. Der ausgebildete Nachrichtenjournalist unterhielt von 1970 bis 1986 mit Marcel Avram die Agentur Mama Concerts und kreierte 1985 das Kultfestival Rock am Ring.
Mit der Marek Lieberberg Konzertagentur (MLK) avancierte Marek Lieberberg zu einem der wichtigsten Veranstalter in Deutschland. 2000 gab die Familie Lieberberg die MLK-Mehrheit an die CTS Eventim AG mit Sitz in München ab.
Anfang August 2015 teilte der Frankfurter Impresario mit, dass er und sein Sohn Andre Lieberberg Anfang 2016 MLK verlassen und an die Spitze von Live Nation Concerts Germany wechseln. jpk
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