Lesung

Wie Lesen.Hören im Mannheimer Eintanzhaus begeistert

Bei der Zugabe des Literaturfestivals der Alten Feuerwache präsentiert Autorin Caroline Wahl ihren Roman "Windstärke 17" mit Moderatorin Maria-Christina Piwowarski

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Maria-Christina Piwowarski
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Will sich nicht bescheiden geben: Autorin Caroline Wahl. © Jens Kalaene/dpa

Es sei eine Freude, so sagte Maria-Christina Piwowarski, dass sie in so einem großartigen Gebäude sein könne. Lesen.Hören, das Mannheimer Frühjahrsliteraturfestival der Alten Feuerwache, hatte einen Nachschlag angeboten. In Zusammenarbeit mit dem „EinTanzHaus e.V.“ in G4. Und dort moderierte sie einen fabelhaften Leseabend mit der Autorin Caroline Wahl, die ihren gerade erschienenen Roman „Windstärke 17“ vorstellte.

Die Abendsonne schien bereits durch die bunten Glasfenster der ehemaligen Trinitatiskirche, als ein wohlwollendes Raunen den bis zum letzten Platz besetzten Raum erfüllte. Caroline Wahl kam. Und wie! In schwarzweiß-karierten Stiefeln zeigt sie viel Bein und trägt ein kurzes, rosa flockiges Oberteil. Sie schmunzelt, und das nicht etwa scheu.

Maria-Christina Piwowarski lobt Raketenstart der Autorin

Ohnehin präsentierte sich die gebürtige Mainzerin sehr selbstbewusst, und gegen Ende gesteht sie lächelnd, dass sie auf ihren Erfolg stolz sei und gar kein bisschen bescheiden sein wolle. Die Sympathien hat sie da schon lange eingefahren, und auch ihre Gesprächspartnerin Maria-Christina Piwowarski gab der Autorin mit ihrer gefälligen Moderation lobende Vorlagen. „Sie hat mit ihrem Debütroman ‚22 Bahnen’ einen Raketenstart hingelegt“ und es ist „ganz große Kunst auch mit dem zweiten Buch sofort auf die Bestsellerliste zu kommen!“

Es prasselt bewundernder Applaus. Caroline Wahl beginnt zu lesen, eine von drei Episoden aus „Windstärke 17“, erzählt von Ida, die bereits im ersten Roman eine Rolle spielt. Als Ich-Erzählerin verlässt diese die Stadt, nur mit dem „verschrammten Hartschalenkoffer der Mutter“, die gerade verstorben ist. Mit einer Haushaltsauflösung, so sinniert sie, „löst sich alles auf“. Wut, Schmerz aber auch Wärme finden ihren Platz in der Geschichte über die alkoholkranke Mutter, über eigene Schuldgefühle, die Ida ablehnend und trotzig machen.

Und während ihre Schwester Tilda alles „wuppt“, sei Ida doch näher an ihr dran, sagt Caroline Wahl. Sie habe aber „keinen Bock“ sich mit sich selbst zu beschäftigen. „Ich will lieber mit den Figuren abhängen.“ Ihren dritten Roman hat sie schon in Arbeit. Und wenn sie in ein paar Tagen ihren 29. Geburtstag feiere, dann erfülle sie sich einen Wunsch. Einen Wohnwagen. Nagelneu. Damit sie überall schreiben könne.

Dann liest sie wieder, schaut aufs Blatt, kein Blick gilt ihrem Publikum, und doch fesselt sie mit ihrer wunderbaren klaren Sprache und schönen, auch humorvollen, literarischen Bildern. Zwischen den Lesepassagen lockt Maria-Christina Piwowarski stets vergnüglich ein paar Geheimnisse aus der Autorin. Etwa über die Liebe. „Das Wichtigste ist Schreiben. Aber wenn so ein cooler Typ um die Ecke käme …“, antwortet Wahl verschmitzt. Und ihr Debütroman? Die Filmrechte sind verkauft. „Wie ist es die Figuren loszulassen?“, fragt die Moderatorin. Da folge sie dem Rat ihrer Kollegin Dora Held: „Nimm das Geld und schweig.“

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