Sie ist vielleicht nicht immer dankbar, die Club-Konzertsituation. Die Bar ist offen und der Eintritt frei. Auf der Bühne spielt eine kleine Jazzformation in gedämpfter Lautstärke, deren Musik wegen des recht hohen Geräuschpegels nicht im Detail gehört werden kann. Im Mannheimer Jazzklub „Ella & Louis“ herrscht zwar Clubatmosphäre, und doch ist es ja schließlich die Musik, wegen der man hierher kommt. Die Reihe „Young Talents Jazz Bar“ bietet jungen Künstlern einerseits die Möglichkeit, ihr Können öffentlich zu präsentieren, andererseits müssen sie um die Aufmerksamkeit der Gäste regelrecht kämpfen.
Mit dem Trio um die Kontrabassistin Shana Moehrke, mit Tenorsaxofonist Carl Krämer und Jakob Dinnebier am Schlagzeug hat man nun eine Band eingeladen, deren filigranes Spiel ein konzentrierteres Zuhören gelohnt hätte. Krämer, der regional noch aus anderen Formationen bekannt ist, bläst durchaus hörenswerte Improvisationen zu jeder der Standardkompositionen. Doch so richtig aus der Seele gespielt klingen sie hier nicht. Man kennt Krämer auch mit deutlich intensiverem Saxofonspiel. Für Shana Moehrke, deren Bassspiel sauber und stets gut zusammen mit dem Schlagzeug daher kommt, gilt Ähnliches, obwohl sie sich weniger Freiheiten in ihren Soli gönnt als Krämer.
Akustische Nebensache
Sehr nah am normalen Begleitspiel bewegen sich die Melodielinien auch während ihrer Improvisationen. Trommler Dinnebier, der an der Mannheimer Musikhochschule studiert, hält sich ebenfalls ziemlich zurück, obwohl er immer mal wieder sein rhythmisch-technisches Know-how durchblitzen lässt. Auch er begleitet die bekannten Jazz-Klassiker fast mit „gebremstem Schaum“.
Es sind gerade die leisen, oft gehörten Balladen, Moehrkes Lieblingsstück „Misty“ von Eroll Garner beispielsweise, bei denen es auf die Interpretationen ankommt. Moehrkes Trio gibt zwar sein Bestes. Schade aber, dass besonders bei derartig intimen Stücken die Musik akustisch zur Nebensache wird.
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