Unter dem Motto "Freier Tanz im Delta" stellt die Szene aus Mannheim und Umgebung zum vierten Mal neue Werke vor. Und sie hat sich außerdem vergrößert. Aus zwei sind drei Tage geworden. Das ist eine schöne Bilanz. Aber wie frei ist die Szene, wenn sich immer häufiger im Programm Arbeiten der Tänzer vom Nationaltheater befinden? Dem Tanz schadet das natürlich keinesfalls. Dennoch muss sich die freie Szene fragen, ob sie sich weiterhin als frei definieren kann. Schließlich kann man die Tänzer des Nationaltheaters das ganze Jahr in großen Produktionen sehen. Und darüber hinaus zeigen die Choreographen unter ihnen im Werkhaus eigene Stücke. Warum also müssen die etablierten Tänzer noch den Off-Raum im Felina bespielen? Ein Festival der freien Tanzszene wäre eine schöne Ergänzung zum großen Theaterbetrieb und sollte freien Tänzern eine Plattform bieten.
Elektronisch gesteuerter Körper
Im ersten Teil des Programms tanzt die freie Szene. Andrea Böge und Victoria Söntgen fallen von Stühlen, die ihnen immer mehr zur unerreichten Sitzgelegenheit werden. Später fangen sie gegenseitig ihre nach vorne fallenden Köpfe auf. "Seems as if dance" wird vom abwechslungsreichen elektronischen Sound Takao Babas begleitet. Holger Endres hat für Sarah Gros wieder die Langsamkeit der Bewegung herausgefordert. Dabei verfehlt "Eine Begebenheit 1" die Pointe, die der Choreograph vor zwei Jahren so gut traf.
Wie ein elektronisch gesteuerter Körper gibt der Tänzer Gabriel Wong dem Soundtrack aus "Cradle" eine Form, die sich immer neu einzustellen sucht. Im zweiten Teil des Abends geben "As we are" von Luches Huddleston JR und "Akzeptanz" von und mit Brian McNeal und Malthe Clemens den Ton an. Zwei gelungene Arbeiten aus der etablierten Szene über das Mit- und Gegeneinander in Begegnungen.
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