Gerade eben waren sie noch Konkurrenten. Davon ist jetzt nichts mehr zu spüren. Die groovige Beatbox vermischt sich mit klassischem Piano - daneben fernöstlich anmutende Schwingungen der Santur, einer Art persisches Hackbrett. Ein kantiges Saxofon fügt sich mit weichen Gitarrenklängen hinter elektronischen Beats in das Klangbild ein. Die sechs Musiker jammen abschließend so versöhnlich, als wollte keiner von ihnen zuvor den Wettbewerb gewinnen, als wollten sie einfach nur Musik machen.
Doch jeder einzelne Teilnehmer des "Composer Slam" hat den 2300 Zuschauern in den letzten zwei Stunden die Entscheidung schwergemacht, wer als Sieger hervorgehen soll. "Beredet euch mit den Nachbarn, seid offen für andere", fordert Moderator Simon Kluth das Publikum auf.
Nur zehn Zuhörer dürfen als ausgewählte Juroren in der Halle 02 ihre Wertung abgeben. In der zweiten Runde entscheidet der Applaus. Den Anfang macht Michael Seubert. "Ich habe vor, einen Kanon mit mir selbst zu spielen, das ist ein bisschen absurd, aber ich hoffe, ihr habt Spaß." Auf einer zehnsaitigen Gitarre löst er dieses Versprechen ein, fast zumindest. Absurd ist das Fugato keineswegs - dafür umso beachtlicher, wie die improvisierten Imitationen alle butterweich daherkommen.
Mit Elektronik-Effekten ins Finale
David Borges haut dem Zuhörer als zweiter Komponist elektrifizierte Klänge um die Ohren, die sich aufbauschen wie schnaufende Monster. Doch die beiden schaffen es ebenso wie Christoph Enzel mit seinen kontemplativen Saxofon-Trillern nicht ins Finale. Ehsan Ebrahimi gelingt dies dagegen mit der diatonisch gestimmten Santur und er scherzt: "Man hat weniger Töne - also weniger Chance zu gewinnen."
Johannes Heuschkel und Daniel Schunn sind auch weiter und haben etwas gemeinsam: die Loop Station, ein elektronisches Gerät zur Erzeugung von Musikrepetitionen. Während Schunn sie als Erweiterung seiner Klavierballaden verwendet, baut Heuschkel damit einen radiotauglichen Pop-Beat auf.
Der 20-Jährige nutzt dafür simple Akkorde auf der Gitarre, mithilfe der Beatbox driftet er dann bis in die Sphären des Dubstep. Trauten sich manche der Zuschauer während der Songs noch nicht, mit zu klatschen, so wird danach deutlich hörbar: Er hat gewonnen.
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