Pop - Rickie Lee Jones zu Gast beim Karlsruher Zeltival

Wenn sie singt, wirkt sie ganz bei sich

Von 
Peter Bastian
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Studio-Prominenz der allerersten Garnitur versammelte sich 1978 bei den Aufnahmen zum ersten Album der Singer-Songwriterin Rickie Lee Jones: Randy Newman spielte Synthesizer, Steve Gadd war einer der Schlagzeuger und Ralph McDonald von den Doobie Brothers stellte sich als Chorsänger zur Verfügung. Über eine halbe Million verkaufter Tonträger und ein Top-Ten-Erfolg waren das Ergebnis. Mit ihrem Stil, eine Art erzählendem Vortrag, inspirierte Jones nachfolgende Künstlergenerationen, mit ihren surrealen Alltagsphantasien beschrieb sie den ganz alltäglichen Wahnsinn.

Zu ihrem einzigen Deutschland-Konzert beim Zeltival des Karlsruher Tollhauses reiste sie jetzt mit "Balm In Gilead", ihrer neuen CD, im Gepäck an. Auf dieser Scheibe vollendete die Jones unvollendete Songs der letzten zwanzig Jahre. Songs, die die ganze Zeit einfach noch nicht reif waren und erst jetzt an die Öffentlichkeit wollten.

Wenn sie, zu Anfang versteckt hinter dem großen Flügel, singt, wirkt sie immer noch wie das kleine Mädchen von damals, und nur wenn sie singt, wirkt sie wie ganz bei sich. Wenn sie spricht, wirkt die 56-Jährige älter, leicht verwirrt und beschützenswert. Doch als sie in "A Tree On Allenford", "It Takes You There", oder "The Evening Of My Best Day" in Moll von Mord und Totschlag singt, von Liebe und von Kindheit, ist alles wieder gut.

Zerbrechlich und scheu

Ihre zwei Begleitmusiker sind multiinstrumental, singen aber auch sehr gut. Rickie Lee Jones' größten Hit, "Chuck E.'s In Love" spielt das Trio sehr relaxed und immer noch mitreißend. "The Moon Is Made Of Gold" hat einst ihr Vater, ein Kellner und Hobby-Jazzsänger, für die kleine Rickie Lee geschrieben. Das singt sie allein. Dann verabschiedet sie sich, zerbrechlich und scheu, wie nicht von dieser Welt.

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