Interview

Was Bruce Dickinsons Solo-Album "The Mandrake Project" so besonders macht

Im Interview spricht Bruce Dickinson, Sänger von Iron Maiden, über sein am 1. März erschienenes Solo-Album "The Mandrake Project". Doch auch das 50. Jubiläum der Heavy-Metal-Band ist Thema

Von 
Steffen Rüth
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Bruce Dickinson, Sänger der Heavy-Metal-Band Iron Maiden, hat sein 7. Solo-Album veröffentlicht. © Axel Heimken/dpa

Das Berliner Hotelzimmer, in dem uns der Iron-Maiden-Frontmann Bruce Dickinson empfängt, um über sein knackig hartes und wuchtiges Soloalbum „The Mandrake Project“ zu sprechen, ist vollgehängt mit Tour- und Albumpostern. Außerdem stehen zahlreiche Flaschen seines „Trooper Progressive Lager“, das er gemeinsam mit einer bayerischen Craft-Bier-Brauerei herausgibt, zur Degustation bereit. „Das hat mein Promoter hier aufgestellt“, so der 65-Jährige lachend, „aber nimm dir gern eine Flasche mit nach Hause, das Bier ist lecker.“

Herr Dickinson, erst mal kurz zu Iron Maiden. Die Band feiert 2025 ihr 50-jähriges Bestehen. Können Sie schon sagen, was Sie vorhaben, um das Jubiläum angemessen zu zelebrieren?

Bruce Dickinson: Was ich sagen kann, ist: Wir haben etwas vor (lächelt). Wir werden uns definitiv etwas Besonderes einfallen lassen, so ein Anlass will selbstverständlich würdig begangen werden. Und, ganz unter uns, ich kenne unseren Plan bereits. Aber ich verrate ihn natürlich nicht (lacht).

Bis es so weit ist, konzentrieren Sie sich auf „The Mandrake Project“, Ihr erstes Solo-Album seit 2005. Parallel zu der Platte gibt es auch eine Comicreihe, die zwölf Bände sollen vierteljährlich erscheinen. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, die beiden Kunstformen zu kombinieren?

Dickinson: Es ist schon wieder zehn Jahre her, dass ich mich mit meinem langjährigen Vertrauten, Co-Autoren und Gitarristen Roy Z zusammensetzte und mit ihm besprach, dass es mal wieder Zeit für ein neues Album sei. Meine Güte, und was kam dann nicht alles dazwischen: Meine Zungenkrebserkrankung, die zum Glück Geschichte ist, die Corona-Pandemie, die hoffentlich ebenfalls Geschichte ist, und die ganzen Aktivitäten mit Maiden. So vergingen die Jahre, aber der Gedanke mit dem Comic ließ uns nie vollständig los.

Bruce Dickinson

  • Paul Bruce Dickinson ist am 7. August 1958 in Worksop, England geboren. Seit 1981 ist er mit kurzer Unterbrechung Sänger der Heavy-Metal-Band Iron Maiden.
  • Sein neues Solo-Album heißt „The Mandrake Project“ und ist seit dem 1. März erhältlich.
  • Am 24. Juni steht er beim Zeltfestival Rhein-Neckar in Mannheimauf der Bühne. Infos finden Sie hier.
  • Seit 2020 lebt Dickinson in Paris und ist mit der Fitnessinfluencerin Leana Dolci verheiratet

Was war denn der Auslöser für den Comic-Plan?

Dickinson: Ich entwarf 2014 zwei Charaktere, Doctor Necropolis und Professor Lazarus, und stellte mir einen Erzähler vor, der die Songs auf dem Album inhaltlich verknüpft. Als nächstes schrieb ich „If Eternity Should Fail“, der Titel stammt übrigens aus einer „Dr. Strange“-Episode und sollte ursprünglich auch der Name des Albums sein. Dann jedoch beschlossen Iron Maiden, den Song für das 2015er-Album „The Book Of Souls“ aufzunehmen. Erst Jahre später kam ich wieder mit Roy zusammen, und die Anfangsidee hatte sich in der Zwischenzeit zu einem echt großen Unterfangen gemausert. Auch die ganze Geschichte der Graphic Novel ist nun eine andere, die Comicreihe und das Album sind nach wie vor verbunden, führen aber jeweils auch ihr eigenes, unabhängiges Dasein. „The Mandrake Project“ ist also kein Konzeptalbum, es sieht nur so aus (lacht).

Und „If Eternity Should Fail“ taucht nun – leicht verändert – als „Eternity Has Failed“ wieder auf.

Dickinson: Der Song war einfach zu geil, um ihn wegzulassen (lacht).

„The Mandrake Project“ ist ein hartes, ernstes und schweres Album. Es gipfelt in der zehnminütigen Metal-Abenteuerreise „Sonata (Immortal Beloved)“, die stilistisch auf faszinierende Weise aus allen Schubladen springt.

Dickinson (lacht): Als Roy die Nummer hörte, meinte er nur „Was zum Teufel ist das denn?“ Und meine Freundin, nun Frau, Leana sagte „Das ist so krass, das muss unbedingt aufs Album“. Der Song verwirrt und verunsichert, das finde ich toll. Ich habe da einfach mal alles reingepackt: Beethovens „Mondscheinsonate“, ein Drum-Loop, ein bisschen Ambient- und Trance-Musik, Spoken-Word. Lange habe ich mich nicht mehr so wagemutig und keck gefühlt wie bei diesem Lied. Ich finde sogar, das gesamte Album sprengt die Grenzen von Raum und Zeit. Wenn du dich für Physik interessierst, kannst du auch sagen, es ist mein Quanten-Album. Die Elemente sind voneinander getrennt und doch füttern sie sich gegenseitig.

Neben all den harten Metal-Dramen gibt es auf Ihrem Album auch das kleine, akustische Lied „Face In The Mirror“. Sind Sie demnach hochzufrieden, wenn Sie Ihr eigenes Spiegelbild erblicken?

Dickinson: Ach, ich zerbreche mir über das Altwerden nicht den Kopf. Mein Schopf ist grau, und es sähe total lachhaft aus, wenn ich mir den plötzlich schwarz färben würde. Hier muss ich einmal ausdrücklich die Rolling Stones loben. Deren Haarfarben sehen ziemlich echt aus, obwohl sie es, pssst, nicht sind (lacht). Nein, ich bin ganz froh, dass ich keine 25 mehr bin. Meine Frau sagt, sie liebt mich so, wie ich bin.

Das deutsche Wort für Mandrake lautet Alraune. Der Pflanze werden mystische Qualitäten nachgesagt.

Dickinson: Erste Erzählungen über die Alraune tauchen schon in der Bibel auf. Im Alten Testament steht sie im Mittelpunkt einer Geschichte um Sex und Rache, irgendwas war da mit Abraham oder Noah und zwei Schwestern, so genau kriege ich es nicht mehr auf die Reihe. Auch in „Harry Potter“ kommt die Alraune vor. Das „Mandrake Project“ in unserem Comic dreht sich um den Versuch, die körperliche Existenz der menschlichen Seele zu belegen. Die Frage, die sich durch die Geschichte zieht, lautet: Können wir das ewige Leben erlangen, und wenn ja, welchen Schaden nehmen wir dadurch.

Apropos ewiges Leben: Sprechen Sie nicht auch in „Afterglow Of Ragnarok“ darüber, was uns in einem nächsten Leben erwartet?

Dickinson: Der Song ist wahnsinnig optimistisch, denn er handelt davon, wie die bestehende Welt untergeht, damit eine neue entstehen kann. Das wird nicht ohne Flut und Feuer vonstattengehen, aber was danach kommt, das verspricht, sehr gedeihlich zu werden.

Eine ungewohnte Erfahrung wird es wahrscheinlich sein, mit „The Mandrake Project“ nicht in Stadien, sondern in relativ kleinen Hallen zu spielen. Wie kommen Sie damit klar, dass alles ein paar Nummern überschaubarer sein wird?

Dickinson: Da habe ich total Bock drauf. Das wird meine erste Solo-Tour seit etlichen Jahren, wir werden über vierzig Shows absolvieren. Aber ich versuche erst gar nicht, live in Konkurrenz mit Maiden zu treten. Solo dreht sich alles um die Musik und nicht um das Spektakel.

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