Bei mehrtägigen Festivals gibt es Besucher, die sich keine Gruppe entgehen lassen. So auch beim zweitägigen Jubiläumsfestival des Weinheimer Café Central, wo ein paar Unermüdliche den Club in der Nacht zum Samstag erst nach dem letzten Ton der Gruppe „Loaded“ verließen und sich am darauffolgenden Nachmittag von der ersten Band, der Gruppe „Affenfaust“ aus Hemsbach, mit Ska und Punkrock den letzten Schlaf aus den Augen wischen ließen.
Erneut hatte Hausherr Michael Wiegand ein glückliches Händchen bei der Auswahl der Bands, die sowohl im Club als auch auf dem zum Open Air-Gelände umfunktionierten Parkplatz spielten. Da war für jeden Geschmack etwas dabei. Das Sommerwetter zeigte sich angenehm und Gott sei Dank nicht so heiß wie die Stimmung, die „The Bar Stool Preachers“ entfachten. Die Gruppe aus dem englischen Brighton tritt nicht im Entferntesten so brav auf, wie es ihr Name, zu Deutsch „Die Barhocker-Prediger“, vermuten lässt. Vielmehr brachte die Band um Frontman und Sänger T.J. McFaull die eigentliche Essenz des Punk-Rocks nach Weinheim.
Heiße Mischung
Das war genau das richtige Vorglühen für die Jungs von „Dr. Woggle & the Radio“, die mit ihrem bläserlastigen „Trouble“ noch eine Schippe nachlegten. Obwohl die beliebten Lokalmatadoren um Sänger Nico Knapp auf ihren Keyboarder Lars Schwarz, der krankheitsbedingt ausfiel, verzichten mussten, lockte der typische Woggle-Sound, der oft mit einem Schuss Reggae einhergeht, die Tänzer vor die Bühne, wo es mit „Procasti Nation“ durch den leichten Balkan-Rock-Einschlag noch ausgelassener wurde. Hinzu kam dann die kochend heiße Mischung aus Rocksteady, Ska und Reggae.
Als wäre das zum Jubiläum des Clubs noch nicht genug, hatte Frontman Nico Knapp mit „Dr. Ring Ding“ alias Richard Alexander Jung noch ein besonderes Geschenk im Gepäck. Jung ist nicht nur der Bandleader und Sänger der Münsteraner Ska- und Reggae-Band „Dr. Ring Ding“, die wie die Woggles auf eine mehr als 20-jährige Karriere zurückblicken, er ist auch ein begnadeter Posaunist. Das zeigte er in einem Duett mit Kai Rudisile, dem Posaunisten von Dr. Woggle.
Techno zum Abschluss
Zu einem einzigen großen Dancefloor wurde das Gelände bei dem Reggae zum Mitsingen „My Roots And My Culture“. Hier zeigte sich Special Guest „Dr. Ring Ding“ zusätzlich als grandioser Rapper. Die Zeltinger-Band aus Köln hatte es dann nicht unbedingt leicht, das Stimmungsbarometer auf dem gleichen Level zu halten. Zumal sich Frontman Jürgen Zeltinger, von seinen Fans liebevoll „De Plaat“ (Die Glatze) genannt, gerade von einer schweren Erkrankung erholt hat. Man sieht es ihm noch an, auch die Stimme hat noch nicht zu ihrer alten Form gefunden. Doch Onkel Jürgen, „der Asi mit Niwoh“, kann immer noch wunderbar fluchen, wenn zum Beispiel der Ton nicht auf Anhieb stimmt. Und dann kommen die typischen Zeltinger-Songs wie „Sozialamt“ oder „So wie ein Tiger“.
Die Band lässt es richtig krachen, ehrlicher Rock ’n’ Roll mit Songs, die das Leben schreibt. Nach den Kölsche Jungs ging es im Club weiter mit der Mannheimer Gruppe „The Butcher Sisters“, die, im Gegensatz zu ihrem Namen, aus gestandenen Männern besteht und deren Stil zwischen Rap und Hardcore einzuordnen ist. Die Psychedelic-Rock-Band „Odd Couple“ bildete den Abschluss des Festivals mit so kuriosen Gegensätzen wie „Neue Deutsche Welle“, Garagen- und Krautrock. Wen es dann gerade so richtig gepackt hatte, der konnte bei der abschließenden Techno-Party abtanzen.
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