Comedy - Atze Schröder und Till Hoheneder sorgen mit ihrem Programm „Zärtliche Cousinen“ für Stimmung im Capitol

Unter Volldampf durch die Zeit geplaudert

Von 
Martin Vögele
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Witzige Schnellsprecher: Till Hoheneder (l.) und Atze Schröder. © Rinderspacher

„Zärtliche Cousinen“ – das ist weniger ein Comedyprogramm nach gängigem Verständnis als vielmehr eine knapp zweistündige Volldampfplauderei unter Freunden, die Atze Schröder und Till Hoheneder im Mannheimer Capitol miteinander führen.

Das hat seine Format-Gründe: Humorist Schröder und Hoheneder, Letzterer Gründungsmitglied des Musikcomedy-Duos Till & Obel sowie Buch- und Bühnenprogrammautor (auch für den Komiker-Kollegen mit der Dauerwellenfrisur neben ihm), bestreiten zusammen einen frischen, dieses Jahr online gegangenen Podcast. Zu diesem habe sie ihre gemeinsame Agentur angeregt, und dieselbe Agentur habe schließlich gesagt: „Komm’ wir schicken euch auf Tour mit dem Podcast“, berichtet Schröder.

Humoristischer Schlagabtausch

Hoheneder und Schröder reden schnell, ungebremst und – buchstäblich – laut (nach einer halben Stunde werden die Mikrofone etwas herunter gepegelt) und liefern sich mithin einen hoch getakteten humoristischen Schlagabtausch bei „Zärtliche Cousinen“.

Der Titel bezieht sich natürlich auf den gleichnamigen Softerotik-Film von David Hamilton. Darin hatte Darstellerin Anja Schüte eine Hauptrolle gespielt, so erfahren wir, und auch, dass diese später Schlagersänger Roland Kaiser heiratete – wie eine Besucherin auf Nachfrage tatsächlich kenntnisreich zu Protokoll geben kann. Jedenfalls nutzt das Duo diesen historischen Ausgangspunkt zum Sprung in die Vergangenheit, genauer: Zunächst in die 1970er, in denen sowieso „wirklich alles Porno“ gewesen sei, wie sich Schröder erinnert. Eine Ära, in der Speiseeissorten mit Slogans wie „Nogger Dir einen!“ beworben wurden und Namen wie „Flutschfinger“ trugen. Obendrein gab’s „Leckmuscheln“ auf die Hand.

Der erfahrende Musik- und Stimmparodist Hoheneder gibt daneben allerhand Kostproben seines Kunsthandwerks (unter anderem als Joe Cocker, Peter Maffay, Helmut Kohl, Tom Jones und Mick Jagger).

Dass er einst, als Herbert Grönemeyers „Bochum“-Album erschienen war, bei der versuchten Transkription des Songs „Flugzeuge im Bauch“ die Anfangsworte „Ratten im Schlick“ (im Original: „Schatten im Blick“) verstanden habe, gerät zu einem der witzigsten Momente des Abends. Schröder gibt seinerseits den Reiner Calmund und beide Comedians zusammen singen zum Pausengang ein Loblied auf die „Freizeit“ zu den Klängen eines überaus bekannten Marius-Müller Westernhagen-Songs.

Zugleich rekapitulieren die beiden hierbei auch die eigene Comedy-Vergangenheit – Atze Schröder etwa mit der „Russenmütze“-Nummer, in der er den Schlager „Tanze Samba mit mir“ rückwärts singt. Das hat Unterhaltungswert und ist stellenweise wirklich witzig. Die zwei Komiker selbst scheinen reichlich Spaß an ihrem Live-Podcast-Format zu haben, und auch die fast 800 Besucher im Capitol lachen und klatschen viel.

Info: Fotostrecke unter morgenweb.de/kultur

Mannheim

Atze Schröder und Till Hoheneder im Capitol

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