Literatur - Mannheimer Violinistin Marie-Luise Dingler will Kindern mit dem Buch „Hurra, wir spielen ein Konzert“ Mut machen

Über das Hinfallen und das Aufstehen

Von 
Anika Pfisterer
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Marie-Luise Dingler und die Protagonisten ihres Kinderbuchs. © Christoph Asmus

Ein Jahr lang spukte die Geschichte durch Marie-Luise Dinglers Kopf. Im Corona-Lockdown machte sie diese zum Kinderbuch. „Hurra, wir spielen ein Konzert“ erzählt von zwei Tieren, die Musik machen wollen. Als der Konzertdirektor ihnen keinen Auftritt anbieten will, hängen die Stacheln des Igels tief. Doch der Igel mit der Violine und das Eichhörnchen mit der Mandoline brauchen den Konzertmeister nicht zu ihrem Glück – sie schaffen sich ihre eigene Bühne auf einer Lichtung mitten in einem Wald. Dingler schrieb ein Buch über den eigenen Weg, über Freundschaft und Widerstandsfähigkeit und über die Freude am Musikmachen.

„Die Geschichte ist fast autobiografisch“, sagt die 35-jährige Dingler. Mit ihrem Bruder Christoph Asmus bildet sie das Mannheimer Violinduo „The Twiolins“. Wenn man als Musiker selbstständig ist, erfahre man immer wieder Rückschläge und Ablehnung, erklärt Dingler. Rüde Absagen von Veranstaltern kenne auch sie, besonders aus den Anfangszeiten ihrer Karriere. „Wir mussten als Duo lernen, damit umzugehen. Diese Erfahrungen sind ins Buch mit eingeflossen.“

Anlass für das Kinderbuch war die Geburt ihres Neffen. „Da fängt man an, über Werte nachzudenken: Was kann ich meinem Neffen, was kann ich allgemein Kindern mitgeben?“ Auch habe Dingler gerade in Corona-Zeiten in Musikerkreisen erlebt, dass es vielen sehr schwerfalle, mit Absagen umzugehen. „Ich wollte den Kleinsten die Botschaft vermitteln: Lasst euch nicht unterkriegen.“ Es gehe darum, sich auch bei Rückschlägen nicht in Verzweiflung zu stürzen. Mit Abstand käme die Kreativität zurück, neue Lösungen täten sich auf – so wie beim Igel und dem Eichhörnchen, die bei einem Waldspaziergang neuen Mut fassen, nachdem der Konzertbär sie abschmettern ließ.

Eine andere Botschaft ist für Dingler die Frage nach Hilfe. Im Buch tragen alle Figuren etwas bei: Der Frosch bringt eine Seerose als Bühnenschmuck, Herr Schneck stellt den Salat für die Konzertgäste. „Man muss nur fragen, dann kommt Unterstützung.“ Aber das Buch vermittelt auch, dass Musik eine Ressource ist. „Wir können mit Musik unsere Stimmung beeinflussen. Wenn wir emotionalen Stress haben, zum Beispiel in unseren Beziehungen, hilft sie uns beim Verarbeiten. Das ist wissenschaftlich nachgewiesen“, so Dingler. Das mache Musik bedeutend – besonders für Kinder.

Debüt als Kinderbuchautorin

Die Freude an ihrem Instrument habe sich Dingler bis heute bewahrt: „Man muss den Funken auf der Bühne immer wieder entzünden, sonst überträgt er sich nicht auf das Publikum.“ Wie auch das Duo im Buch motivierten Dingler und ihr Bruder sich bei ihrer Arbeit gegenseitig.

Für das Buch arbeitete Dingler mit Illustratorin Jessica Marquardt zusammen, die erst kurz vor dem Lockdown nach Mannheim gezogen war. In sozialen Netzwerken stieß Dingler auf Marquardts Kinderzeichnungen. „Wir haben uns virtuell verabredet und über meine Idee gesprochen.“ Parallel entstanden Text und Bilder der Kapitel. „Eigentlich macht man das in einer anderen Reihenfolge, aber das habe ich erst hinterher erfahren“, sagt Dingler und lacht. Dingler veröffentlichte bereits mehrere CDs und Schülerliteratur für den Musikunterricht. „Hurra wir spielen ein Konzert“ ist ihr erstes Kinderbuch.

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