Mannheim. „Nichts bedeutet irgendetwas. Deshalb lohnt es sich nicht, irgendetwas zu tun.“ Aufgrund dieser nihilistischen Erkenntnis zieht sich die 15-jährige Pia Alma auf einen Pflaumenbaum zurück und widerlegt aus ihrer höheren Position alle Argumente ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler, dass es im Leben sehr wohl Bedeutendes gebe.
Um das zu beweisen, bauen sie mit Dingen, die ihnen selbst etwas wert sind, einen „Berg der Bedeutung“. Die jeweiligen Gaben werden fremdbestimmt. Wer zuletzt etwas auf dem Berg ablegen musste, darf die Nächsten samt „Opfer“ wählen. In einer unheilvollen Dynamik werden die Dinge von Wert immer abstruser, bis hin zum Sarg mit dem Leichnam eines kleinen Bruders, einem abgeschlagenen Hundekopf, der Preisgabe der Unschuld eines Mädchens oder dem abgehackten Finger eines Gitarristen.
Doch nichts kann Pia Almas Überzeugung ändern. Dass letztlich sogar ein New Yorker Museum den inzwischen als internationales Kunstwerk anerkannten „Berg der Bedeutung“ für 3,6 Millionen Dollar erwerben will, ist für Pia Alma der schlüssige Beweis für ihren Nihilismus. „Wenn ihr also wirklich die Bedeutung gefunden habt, hättet ihr sie noch immer. Und die Medien wären noch immer hier (…). Was ihr also gefunden haben mögt, die Bedeutung war es nicht, denn die existiert gar nicht.“ Doch das ist erst der Anfang vom Ende …
Philosophie verständlich gemacht
Es war eine ganz besondere Premiere für ein Quintett der Theaterakademie Mannheim (THAM) und ihren Regisseur Lysander Roth. Zum einen legte der Regiestudent im 6. Semester mit der Inszenierung von „Nichts. Was im Leben wichtig ist“ der dänischen Autorin Janne Teller seine Zwischenprüfung ab. Zum andern gaben Paolina Krafczik (Agnes), Nele Kiau (Pia Alma), Shams Anjoukeh (Hans), Konstantinos Gatos (Jan Johann) sowie Lucy Valter (Sophie/Marie Ursula) aus dem 3. und 4. Schauspielsemester im Theater Felina Areal ihr Bühnendebüt. Doch von Aufregung war nichts zu spüren, mit großer Intensität, Präsenz und Professionalität meisterten sie einen wirklich schwierigen Stoff.
Dass der trotz vieler philosophischer Textpassagen nicht zu theoretisch rüberkam, ist Lysander Roth zu verdanken. Der 24-jährige Mannheimer, der auch Zirkus-Artist ist, für „Paletti“ einige Shows inszenierte und schon in Kapstadt arbeitete, beweist in einem sinnvoll reduzierten Bühnenbild ein gutes Gespür für die Verbindung von Optik und Dramatik, von Spiel, Text und Bewegung. Dass er auch bei den blutigen „Bedeutungs“-Requisiten auf Splatter-Effekte verzichtet, erhöht noch die Eindringlichkeit des Stückes. Viel Applaus für eine rundum gelungene Präsentation.
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