Zeltfestival Rhein-Neckar

The Cardigans auf dem Zeltfestival: „Wir sagen niemals nie“

Nina Persson ist Sängerin der Band The Cardigans, die beim Zeltfestival Rhein-Neckar ein exklusives Deutschland-Konzert in Mannheim spielt. Im Interview spricht sie über die vergangenen Jahre und ob es ein neues Album geben wird

Von 
Martin Vögele
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Sängerin Nina Persson tritt mit The Cardigans am Samstag beim Zeltfestival in Mannheim auf. © Sebastian Silva/dpa

Mannheim. Bereits 18 Jahre sind vergangen, seit die schwedische Indie-Pop-Band The Cardigans zum bislang letzten Mal in Deutschland spielte. Nun gibt die Gruppe am 22. Juni beim Mannheimer Zeltfestival Rhein-Neckar ein exklusives Konzert. Wir sprachen darüber per Zoom mit Sängerin Nina Persson.

Frau Persson, man konnte in den Medien Schlagzeilen lesen wie „Ein Traum wird wahr“ oder „Sensationelle Nachrichten“, als verlautbart wurde, dass The Cardigans ein exklusives Konzert in Deutschland spielen würden – nach 18 Jahren, in denen Sie dort nicht aufgetreten sind. Wie kam es jetzt dazu?

Nina Persson: Oh, das ist etwas, was ist nicht genau weiß. Das läuft über Agenturen. Wir werden gefragt, ob wir spielen. Und dann sagen wir Ja oder Nein. Wir haben die vergangenen zehn, 15 Jahre Konzerte gegeben, auch wenn wir keine neuen Platten veröffentlicht haben. Aber ich freue mich wirklich, dass die Leute aufgeregt sind, dass wir nach Mannheim kommen.

Ja, man scheint absolut hingerissen zu sein...

Persson: Es wirkt, als wäre es ein wirklich schönes Festival.

Das ist es auch. Ein guter Ort, mit sympathischen Leuten, die es ausrichten und besuchen.

Persson: Wunderbar.

Wie ist es, wenn die Band wieder zusammenkommt, um zu spielen? Auf Facebook konnte man Bilder von den Proben finden – die ziemlich entspannt aussahen.

Persson: Nun, wir proben ziemlich oft, wissen Sie, wir leben hier. Auf der anderen Seite des Zimmers, in dem ich hier sitze, ist Lasse (Keyboarder Lars-Olaf Johansson, d. Red). Und unter Lasse lebt Bengt (Schlagzeuger Bengt Lagerberg). Wir sehen uns also oft, wir sind direkte Nachbarn. Es ist so entspannt, eben weil wir so häufig proben. Wir beginnen viele Monate bevor wir Auftritte haben, erst vielleicht einmal im Monat, dann etwa alle zwei Wochen und derzeit proben wir jede Woche. Wir strukturieren das so, dass wir es nicht so intensiv tun müssen, weil wir alle unterschiedliche Jobs und Familie haben.

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Wir versuchen, dieses Zusammenkommen als etwas zu bewahren, das wir genießen, einfach als kleinen Ausflug – wir hängen mit unseren Kumpels herum und spielen Musik. Wenn wir jetzt mit den Produktions-Proben beginnen, das ist die Zeit, in der es etwas intensiver wird. Und dann fange ich auch an, etwas nervös zu werden. Das ist der Moment, in dem es sich wieder wie ein richtiger Job anfühlt. Aber üblicherweise ist es einfach wie ein großes Geschenk in unserem Leben, dass die Menschen immer noch kommen und uns sehen wollen.

The Cardigans wurden 1992 gegründet. Gitarrist Peter Svensson und Bassist Magnus Sveningsson waren Metal-Musiker. Mussten Sie damals erst aushandeln, welche Art von Musik Sie überhaupt machen würden?

Persson: Oh, sie liebten Metal, und sie spielten Metal zusammen. Aber die Sache ist folgende: Fast jeder verdammte Typ, dem man begegnete und der Gitarrist war, hatte eine Heavy-Metal-Phase. Mein Sohn ist 13 – und er ist ein ernsthafter „Metalhead“ gerade. Das kann überall hinführen, es ist die beste Musik, mit der man anfangen kann.

Erfolg mit "Lovefool"

  • Gitarrist Peter Svensson und Bassist Magnus Sveningsson gründeten The Cardigans 1992 im schwedischen Jönköping zusammen mit Schlagzeuger Bengt Lagerberg, Keyboarder Lars-Olof Johansson und Sängerin Nina Persson. Svensson ist inzwischen nicht mehr Teil der Band.
  • 1994 erschien das Debütalbum „Emmerdale“. Für internationale Furore sorgte die Band 1996 mit der Single-Auskopplung „Lovefool“ vom dritten Langspieler „First Band On The Moon“, die im Film „Romeo + Julia“ mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes zu hören war. Es folgten die Studioalben „Gran Turismo“ (1998), „Long Gone Before Daylight“ (2003) und zuletzt „Super Extra Gravity“ (2005).
  • Die Band tritt am Samstag, 22. Juni, beim 8. Zeltfestival Rhein-Neckar auf dem Mannheimer Maimarktgelände auf.
  • Nach zuletzt aktueller Planung spielen im Vorprogramm ab 17.30 Uhr Telquist und ab 18.30 Uhr die Shout Out Louds. Um 20 Uhr starten The Cardigans ihr Konzert auf der Palastzelt-Bühne.
  • Infos und Karten: www.zeltfestivalrheinneckar.de

Aber als ich sie traf, hatten sie sich bereits mehr dem Indie zugewendet, dem Manchester-Rave, der britischen 1990er-Musik. Also wollten sie eine Band gründen, die sich eher daran orientierte. Ich weiß, dass Peter zum Beispiel die Sundays wirklich toll fand, und sie hatten auch ein paar Bands in diesem Genre entdeckt, in denen Damen spielten. Und ich mochte diese Platten auch, also stieg ich mit ein. Aber sie liebten Metal – und bewahrten sich das auch.

Sie haben Metal-Musik auch dadurch gewürdigt, dass Sie Songs von Black Sabbath und Ozzy Osbourne in die Setlists der Cardigans-Konzerte aufnahmen. Ist das immer noch der Fall?

Persson: Lassen Sie mich nachdenken. Wir spielen keine ganzen Coverstücke, aber wir haben immer noch ein paar kleine Referenzen – dieses Mal an Kiss. Wir streuen das immer noch gern ein, weil wir es lieben. Und weil es solchen Spaß macht und so voller Energie ist.

Sie haben es schon angesprochen: Sie alle in der Band haben auch getrennte Karrierewege verfolgt. Sie selber haben etwa mit ihrem Projekt A Camp zwei Platten gemacht und zuletzt mit dem schottischen Folkmusiker James Yorkston „The Great White Sea Eagle“ aufgenommen. Mit Yorkston haben sie vergangenen Oktober auch im Weinheimer Café Central gespielt, nicht weit entfernt von Mannheim. Erinnern Sie sich?

Persson: Ja, ich fand es wunderbar. Ich bin sehr viel mit James getourt. Ich bin tatsächlich auch auf seinem nächsten Album, das irgendwann erscheinen wird. Ich glaube, ich werde dieses Mal nicht so viel mit ihm unterwegs sein, aber es war großartig. Wir sind nur zu zweit mit dem Zug durch ganz Europa gefahren.

Ist es ein großer Unterschied für Sie, auf einer großen Bühne wie beim Zeltfestival oder im kleinem Club-Rahmen auftreten? Werden da unterschiedliche Personen angesprochen – hier der Popstar, dort die nachdenkliche Singer-Songwriterin und Erzählerin? Oder sind das immer Sie selbst?

Persson: Das bin immer ich. Es sind nur unterschiedliche Temperaturen dessen, was ich tue. Und es ist beides wunderschön. Shows mit James sind einfach fantastisch, weil sie so intim sind und man so nah am Publikum ist. Zugleich konnte ich mich dabei auch auf das maximalistische Touren freuen, das wir mit den Cardigans unternehmen, mit der Crew, der Ausstattung, dem großen Publikum und den Open-Air-Bühnen. Und habe wirklich beides in mir und ich bin wirklich glücklich, dass ich beides tun kann.

Sie wurden vergangenes Jahr damit zitiert, dass, weil Peter Svensson, der die Band verlassen hat, nicht zurückkehre, es auch kein neues Cardigans-Album geben werde. Hat sich daran etwas geändert?

Persson: Nein, es hat sich nichts geändert. Zugleich denke ich, wir können dieses Urteil etwas abschwächen, weil wir niemals nie sagen werden. Peter ist nicht mehr in der Band – er hat „niemals“ gesagt (lacht). Er wird wahrscheinlich nicht zurückkehren, jedenfalls ist er im Moment nicht dazu bereit. Ich denke, „Ich weiß nicht“, ist die korrekte Antwort. Da steht jedenfalls nichts in der nahen Zukunft an. Wir werden allerdings dieses Jahr eine neue Platte auf Universal herausbringen, eine weitere Kollektion von B-Seiten, die „The Rest of the Best“ heißen wird. Das wird wirklich ein Spaß.

Freier Autor

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