Zugegeben, der Name klingt nach kuscheligen Zeitgenossen: Doch Tedros Teclebrhan, wie Teddy mit bürgerlichem Namen heißt, ist alles andere als ein weichgespülter Schmusebär. Er hat höhere Ziele, als lediglich auf die Lachmuskeln der Besucher zu zielen. Was zunächst klamaukig anmutet, sind häufig reflektierte Beobachtungen der Welt im Allgemeinen und seines Lebens im Besonderen. Zudem ist er Komiker und Popmusiker zugleich. Gleich an zwei Abenden ist der 38-Jährige in der SAP-Arena zu erleben. Allein am Mittwoch begeisterte „Die Teddy Show“ rund 8000 Fans.
Teddy ist ein echtes Powerpaket, das voller Überraschungen steckt und wie ein Chamäleon immer wieder neue Facetten von sich präsentiert. Fetzige Rap-Musik erschallt, als Teddy die Bühne betritt und beim Tanzen zu den rhythmischen Klängen viel Taktgefühl beweist.
Scharfsinnig verpackt der Schlaks ernste Themen in amüsante Gewänder, so dass die wichtige Botschaft lange nachwirkt. Teddy, der in Eritrea geboren und in der Nähe von Tübingen aufgewachsen ist, redet darüber, dass er sowohl die schwäbische als auch die eritreische Kultur in sich trägt. Er warnt davor, zu viel Angst haben, redet über Fremdenhass und liebt es mit den Reaktionen der Besucher zu spielen. „Rassismus ist eine komische Erfindung“, betont er. Teddy hat keine Scheu, auch private Dinge zu teilen. „Ich bin ohne Vater aufgewachsen“, sagt er geradeaus und auch über seine Flucht aus Afrika als Kind erzählt er. „Wir waren in Mannheim im Asylheim.“ Teddy schildert seine Erlebnisse überzeichnet. Seinen Auftritt nutzt er zum Verarbeiten. „Ihr seid eine Therapiestunde für mich“, scherzt er.
Ein Wiedersehen gibt es mit seinen Figuren. Bevor er in dessen Verkleidung die Bühne betritt, werden sie in einem Videoclip vorgestellt. Da wäre etwa Ernst Riedler, ein schwäbischer Kleinbürger mit Schnauzer, der eine Abneigung gegen Migranten hat. Der eitle Percy sieht sich selbst als Genie, arbeitet als Model und zeichnet sich durch einen Sprachfehler und ein übergroßes Ego aus. Nachrichten im TV würde er mit Technosound unterlegt in Goa-Partys verwandeln. „Ich würde so gerne mal mit Claus Kleber eskalieren“, seufzt er. Percy kann aber auch anders. Seine Version von „Man In The Mirror“ überzeugt. Und spätestens, wenn Teddy in seiner Rolle als Weltstar Lohan Cohan samt Band Funksongs singt, verwandelt sich die Comedyshow in ein mitreißendes Motown-Konzert. Als Antoine Burtz überlässt er drei Zuschauern zum Singen die Bühne, lässt es sich aber nicht nehmen, seinen skurrilen Hit „Flieg, klein Wellensittich“ und seinen rockigen Rapsong „Mona Lisa“ zum Besten zu geben. Zum Abschied mahnt er singend, dass das Leben kurz sei. Zurück bleibt das gute Gefühl, dass intelligente Comedy auch zum Nachdenken bringen kann.
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