Kunst - Heidelberger Forum für Kunst zeigt Joseph Beuys

Süße Hasen stehen neben lustigen Postkarten

Von 
Christmut Präger
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"Wenn Ihr alle meine Multiples habt, dann habt Ihr mich ganz", soll Joseph Beuys einmal gesagt haben. Denn nach Auffassung des Künstlers (1921-1986, Bild) konnten Kunstobjekte einen gedanklichen Kontakt zum jeweiligen Besitzer herstellen. Diese "Vehikel" wurden zu "Antennen", die für Beuys in der Lage waren, eine Verbindung zwischen Betrachter und Künstler herzustellen.

Aber was sind "Multiples" überhaupt? Kunstwerke, die in einer bestimmten Anzahl reproduziert werden. Im Heidelberger Forum für Kunst stammen alle aus der "Edition Tangente" von Klaus und Rolf Staeck. 55 Ausstellungsstücke, die oft in Zusammenhang mit "Aktionen" des Künstlers entstanden waren und Blicke auf sein Gesamtwerk ermöglichen. Fotos, Collagen, Siebdrucke, neben Farben und Papier tauchen auch die kunstfernen Materialien Bohnerwachs und Filz auf. In vielen Arbeiten thematisierte Beuys das Verhältnis der Menschen zur Natur. Statt des zerstörerischen Raubbaus forderte er mehr Verständnis und eine Empfänglichkeit für die ihr innewohnenden Kräfte und Energien. Als er einige Jahre der politischen Bewegung der "Grünen" nahestand, formulierte er auf einem Objekt den Satz "Klaus Staeck ist mein politischer Gegner" - eine amüsante Anspielung auf Staecks Sympathie für die Sozialdemokraten, die beide jedoch nicht davon abhielt, eine langjährige Freundschaft zu pflegen.

Beuys' politisches Engagement war nur ein Teil seiner künstlerischen Arbeit, in der er die Grundlagen und Wirkungen unserer Wahrnehmung erforschte. In "Amerikanischer Hasenzucker" von 1974 etwa sezierte er das Vorgefundene und breitete es geradezu farblich opulent vor uns aus. Der Hase war für Beuys ein Symbol für Fruchtbarkeit, Bewegung und Dynamik. Ein Hase, so erinnert sich Klaus Staeck, der sich "durchwühlen kann, theoretisch auch unter der Mauer durch". Neben einigen ernsten Gedanken lässt sich in dieser Ausstellung aber auch der weithin unbekannte Humor des Joseph Beuys entdecken. Auf einer Heidelberg-Postkarte etwa hatte er den Fluss mit dem Namen "Tiber" versehen. Alles ist eben anders, als es manchmal scheint . . . Und vieles Ansichtssache.

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