Ludwigshafen. Sie gilt als skandalumwitterte Berserkerin und Grenzüberschreiterin; dem guten künstlerischen Ruf der österreichischen Performerin und Choreographin Florentina Holzinger hat ihre radikale Arbeitsweise dennoch nicht geschadet. So sind sie, die Gesetze des Marktes: Trotz - oder gerade wegen - einer Alterseinschränkung, fettgedruckter Warnhinweise und Berichten über Notarzteinsätze gibt es für die verbliebenen Vorstellungen der provokanten und blutigen Opernperformance „Sancta“ in Stuttgart keine Karten mehr. Bei den ersten beiden Stuttgarter „Sancta“-Abenden hatten Besucher über Übelkeit geklagt. In drei Fällen war ein Arzt hinzugerufen worden.
Die Performerin gastiert auch bei den Festspielen Ludwigshafen
Mit ihren Arbeiten, bei denen sie radikal und freizügig weibliche Körper in Szene setzt, schmerzhafte Stunts einbaut und auch vor Trash nicht zurückschreckt, sorgt Florentina Holzinger seit Jahren für Aufsehen in der Theaterwelt, zweimal auch schon in Ludwigshafen. In „Sancta“ bringt sie diesmal mit aufreizender Deutlichkeit lesbische Liebesszenen auf die Bühne, zieht christliche Rituale ins Lächerliche und prangert die sexuelle Unterdrückung der Frau an.
In Schwerin und Wien war die sogenannte Performance-Oper bereits vor ausverkauften Reihen umjubelt worden. Vorfälle wie in Stuttgart habe es aber nicht gegeben. In Stuttgart hatten einige Zuschauerinnen und Zuschauer hingegen ihre Leidensfähigkeit wohl unterschätzt und mussten daher vor allem vom Besucherservice versorgt werden.
Für das Gastspiel im Pfalzbau Ludwigshafen, wo Holzinger mit ihrer nicht minder herben Produktion „Ophelia’s Got Talent“ am 6. und 7. Dezember, jeweils 19.30 Uhr, zu sehen ist, sind unter 0621/504 25 58 noch Tickets erhältlich. rcl/dpa
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