Mannheim. Mit ihren rund 40 Streaming-Konzerten „Rockt Zuhause“ hat das Duo Sascha im Quadrat seit Beginn der Pandemie Musikfans Abwechslung im Lockdown geboten. Dabei haben Sascha Krebs und Sascha Kleinophorst stets hochkarätige Künstler ins Capitol geladen. Diese Tradition haben die beide am Donnerstag wieder aufleben lassen – und zwar als Jahresabschlussdankeschönkonzert. Mit der rund zweieinhalbstündigen Veranstaltung, eine Hommage an alle, die das Gesundheitssystem im Allgemeinen und in Mannheim im Besonderen am Laufen halten, möchten die Musiker danke sagen. Begleitet von Frank Schäffer am Klavier sowie dem Gitarristen Christof Brill, haben Krebs und Kleinophorst nicht nur Songs präsentiert, die einen Bezug zum Thema Gesundheit haben. Zu ihren Gaststar zählten an diesem Abend Suzanne Dowaliby, Kerstin Bauer und Henry Mittnacht. Georg Veit, Hausregisseur des Capitol, trat sowohl als Co-Moderator als auch mit Übersetzungen ausgewählter Lieder in Erscheinung.
Große Portion Individualität
Mit der flotten Rockhymne „Bad Case of Loving You“ eröffnen Sascha Krebs und Sascha Kleinophorst das Konzert im menschenleeren Capitol. „Wir auf der Bühne können weder für mehr Geld, noch für bessere Arbeitszeiten, noch für bessere Arbeitsbedingungen sorgen“, sagt Veit. „Aber Wertschätzung können wir geben. Mit diesem Konzert zum Beispiel.“ Er fügt scherzend hinzu: „Aus der Intensivstation des Rock’n‘Roll mit den Kleinschwestern Kleinophorst und Krebs und den Assistenzpathologen Schäffer und Brill mit unserem ersten Transplantationshit „Dein ist mein ganzes Herz“. „Doctor my Eyes“ sorgt für heitere Stimmung. Mit viel Gefühl intoniert Kleinophorst den Ed Sheeran-Hit „Shivers“ während Krebs der Rockballade „Don’t stop believing“ von Journey eine große Portion Individualität verleiht. Zu den Highlights des Abends gehören auch der Bon Jovi-Hit „Living on a Prayer“ und das melancholische „Fix you“ von Coldplay.
Rockröhre Suzanne Dowalibi zeigt sich mit „What the World needs now is Love“ und „Defying Cravity“ von ihrer sanften Seite während sie sich bei „I feel the Earth move“ temperamentvoll gibt. Henry Mittnacht singt unter anderem seine Ballade „Hard to smile“, bei der es um den Verlust von einem lieben Menschen geht. Der Gastmusiker ist nicht nur Sänger, sondern auch Internist. An diesem Abend erzählt er von der aktuellen Impfkampagne. „Die Impfungen sind nicht das Problem, sondern die Dokumentation, die da dran hängt.“ Zum ersten Mal bei einem Rockt Zuhause-Stream dabei ist Kerstin Bauer. Die Sängerin mit der Lockenmähne bringt nicht nur optisch Glamour ins Capitol. Bei ihrer Version von „Time after Time“, begleitet von Kleinophorst und Brill, zeigt sie ihren stimmlichen Facettenreichtum.
Dank via Videobotschaft
An diesem Abend steht nicht nur Musik auf dem Programm. Vor dem Konzert hat sich Krebs mit Ralf Heller, dem Betriebsratsvorsitzenden des Mannheimer Universitätsklinikums (UMM) und Intensivpfleger über die Belastungen der Pflege unterhalten. Diese bestehen nicht nur in Pandemiezeiten. Er freut sich über das Konzert. „Das ist eine ganz geile Nummer, die ihr innerhalb weniger Tage hier aufgezogen habt, das freut mit Sicherheit meine Kolleginnen und Kollegen“, bedankt er sich. Die aktuelle Lage in den Krankenhäusern dagegen findet er entsetzlich. „Wir sind mit den Intensivpatienten wieder in einem Bereich, der fast schon so wie letztes Jahr ist, obwohl wir jetzt eine Impfung haben.“ Gleichzeitig warnt er vor der Vorstellung, dass dank moderner Medizin alles möglich sei. „So ist es leider nicht. Die Leute sind schwerst erkrankt, sie ringen mit dem Leben.“ Unsere Kolleginnen und Kollegen kämpfen.“ Ihnen tue die Dauerbelastung in dieser Masse auch nicht gut. Gleichzeitig sterben sehr viele Menschen. „Die Rede ist von etwa 70 Prozent, die an der sogenannten ECMO hängen.“ Er warnt vor den Folgen von Long Covid und gibt zu bedenken, dass im Gesundheitssystem nicht erst seit der Corona-Pandemie Probleme bestehen. Krebs möchte wissen, was sich in der Pflege künftig ändern muss. „Der Skandal ist nicht Corona sondern der Alltag“, sagt Heller. Es arbeiteten viele im Krankenhause. Die Bedarfe von Patienten, aber auch der Beschäftigen müssen erfüllt werden. Die Krankenhausfinanzierung müsse sich ändern, mehr Personal sei nötig und die Fallpauschale sollte abgeschafft werden. „Wir erwarten klare politische Entscheidungen.“
Weitere Mutmacher gibt es auch in Form von Videobotschaften, unter anderem von Oberbürgermeister Peter Kurz, der auf die aktuelle Situation der Pandemie eingeht. „Mit diesem Konzert sagen wir alle vielen Dank für Ihren Einsatz“, sagt er. Eine Botschaft gibt es auch von Bülent Ceylan. „Hallo und uffbasse. „Mehr kann man eigentlich nicht machen, was ihr macht. Es ist einfach toll, danke, dass ihr euch so einbringt“, sagt der Mannheimer Komiker. „Es ist fast schon Aufopferung, was ihr macht. Macht weiter so, wir brauchen euch ganz dringend, gerade in diesen schwierigen Zeiten. Ich verneige mich vor euch.“ Sein Kollege Christian „Chako“ Habekost meldet sich ebenfalls zu Wort. „Liebe Leute an der Gesundheitsfront ich möchte heute mal ganz ernsthaft und ohne humoristischen Hintergedanke sagen: Danke“, sagt er „Das was ihr leistet ist großartig, ohne Worte. Euch gehört ein wochenlanger Urlaub, mit doppelt, dreifach, vierfach Bonus bezahlt.“
Sascha im Quadrat zeigen sich gutgelaunt: Weihnachtlich wird es mit ihrer Version von „Last Christmas“, bei der sie sich das Lachen nicht verkneifen können. Sie verabschieden sich schließlich mit den Zugaben „Blinded by the light“ und „I came for you.“ Krebs hat noch eine persönliche Nachricht an die Mitarbeiter im Gesundheitssystem. „Vielen Dank für eure harte Arbeit“, sagt er. „Bleibt alle gesund.“
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