Auszeichnung - "Albaner"-Drama gewinnt Ophüls-Preis

Starkes Festivaljahr

Von 
Martin Schwickert
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10 000 Euro, das ist eine Menge Geld. Vor allem, wenn man in Albanien lebt, dem ärmsten Land Europas, das von der Weltgeschichte des letzten halben Jahrhunderts einfach vergessen wurde. 10 000 Euro soll der junge Albaner Arben als Brautgeld für Etleva bezahlen, die ein Kind von ihm erwartet. Und so bricht Arben nach Deutschland auf, um sich in das unsichtbare Heer der illegalen Arbeitskräfte einzureihen. Ein differenziertes Bild vom Armutsgefälle in Europa zeichnet "Der Albaner" von Johannes Naber, der beim diesjährigen Filmfestival "Max Ophüls Preis" mit dem Hauptpreis von 18 000 Euro prämiert wurde.

Seit nunmehr 32 Jahren bietet das Filmfestival in Saarbrücken einen kompetenten Überblick über das junge Kino aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. War im letzten Jahrgang schon eine klare Abkehr vom Selbstbefindlichkeitskino zu verzeichnen, setzte sich in diesem Jahr die Hinwendung zu sozialen und politischen Themen deutlich fort. Dabei verlassen die Nachwuchsfilmemacher auch zunehmend den Ententeich der eigenen Kultur und öffnen ihren Blick weit über die Landesgrenzen hinaus, wie etwa die österreichische Regisseurin Barbara Eder, die in "Inside America" (Spezialpreis der Jury) die fast schon grotesken sozialen Kontraste an einer texanischen High-School herausarbeitet.

Von der Suche nach Halt in auseinander fallenden Familienstrukturen erzählten viele Wettbewerbsfilme in diesem außerordentlich starken Festivaljahrgang. Mit spielerischer Nonchalance, knallbuntem Dekor und einer fabelhaften Meret Becker in der Hauptrolle entwickelt die türkisch-schweizerische Regisseurin Güzin Kar in "Fliegende Fische müssen ins Meer" (Preis des saarländischen Ministerpräsidenten: 5500 Euro), die Geschichte einer unverheirateten Mehrfach-Mutter, deren chaotischer Lebenswandel die festgefahrenen Dorfstrukturen kräftig aufmischt.

Trotz seiner Qualität und Vielfalt hat es das junge Kino aus Deutschland, Österreich und der Schweiz an den heimischen Kinokassen weiterhin schwer. Dabei fehlt dem deutschsprachigen Nachwuchsfilm - das hat sich in Saarbrücken deutlich gezeigt - nicht die kreative Kraft, sondern das marktwirtschaftliche Durchsetzungsvermögen, um in einer kriselnden Kinolandschaft das Publikum, das er verdient hätte, zu finden.

Korrespondent

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