Konzertkritik

Staatsphilharmonie versetzt Brahms im Pfalzbau in Feierlaune

Unter der Leitung von Stefan Blunier macht das Orchester in Ludwigshafen bei seinem bravourösen Konzert aber klar, dass hinter der bunten Fassade die Tragödie lauert

Von 
Uwe Rauschelbach
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Den heiteren Brahms zum Klingen zu bringen ist ein zwiespältiges Unterfangen. Denn selbst seine zweite Symphonie erleidet Eintrübungen. Und wenn im Finale der Schatten von Mahlers Titan für einen Moment das sonnige Gemüt verdunkelt, wird jedem klar: Hinter der bunten Fassade lauert die Tragödie. Doch die Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz agiert beim Konzert im Ludwigshafener Pfalzbau regelrecht aufgekratzt. Mit einem regelrecht triumphalen Finale präsentiert sie einen Brahms in Feierlaune.

Zumal studentischer Übermut auch das c-Moll der Akademischen Fest-Ouvertüre Brahms’ unversehens ins sanguinische C-Dur kippen lässt. Wie in der Symphonie, so erfreuen auch in dieser Ouvertüre die feinen Einsätze der Holz- und Blechbläser. Das gesamte Orchester versprüht unter der Leitung von Stefan Blunier, der an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim lehrt, strahlenden Glanz und lebhafte Frische.

Dynamische Klangnuancen

Blunier behandelt den Klang wie eine rhetorische Rede; entsprechend detailreich im Ausdruck und dynamisch nuanciert agiert die Staatsphilharmonie. Der Orchesterleiter ist für den kurzfristig ausgefallenen Dirigenten François Leleux eingesprungen, der auch als Instrumentalist für Franz Krommers Oboenkonzert in F-Dur vorgesehen war. Der Solo-Oboist der Staatsphilharmonie, Rainer Schick, hatte eine Woche Zeit, sich auf die unerwartete Aufgabe vorzubereiten.

Vielleicht hätte ein Leleux noch mehr Luft für differenziertere Ausdrucksvaleurs gehabt; doch dank seiner virtuosen Technik und seinem lyrischen Empfinden für den Melodienreichtum dieser Musik löst sich Schick rasch aus der undankbaren Ersatzrolle. Ein bravouröser Auftritt.

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