Das geräumige Pflaster vor der Feuerwache ist (unter Corona-Bedingungen) mit Besuchern gut gefüllt, und zwischen ihnen herrscht eine ungezwungene Atmosphäre wie bei einem Treffen alter Bekannter. Die Fans von Mannheims Jazzszene sind es, die sich hier ein Stelldichein geben, um drei der gefragtesten Musiker der Szene auf der Open-Air-Bühne zu erleben. Ihre Namen sind dem Insider-Publikum geläufig genug, dass sie nicht mehr eigens genannt zu werden brauchen, was auch erst am Ende des Auftritts von der Bühne herunter geschieht: Claus Kießelbach spielt Vibraphon, Jörg Teichert Gitarre, Matthias Debus Bass.
Das ist eine Besetzung, die es in der Geschichte des Jazz nicht eben häufig gegeben hat. Am bekanntesten geworden ist das Trio von Vibraphonist Red Norvo in den frühen 1950er Jahren, mit dem jungen Charles Mingus am Bass. Darauf beziehen sich die Drei auf der Sommerbühne aber mit keinem Wort und vor allem mit keinem ihrer Stücke. Die sind alle viel jüngeren Datums, Kompositionen von Carla Bley, Herbie Hancock, Chick Corea und gleich drei Gitarristen: Bill Frisell, Pat Metheny und John Scofield. Nur eine der Melodien ist selbst gemacht, von Jörg Teichert; sie fällt gegenüber der aufgefahrenen Armada zeitgenössischer Jazz-Standards keineswegs ab.
Reizvoller Country-Touch
Deren improvisatorische Ausgestaltung erfolgt absolut gleichberechtigt, mit Soli jeweils von allen drei Beteiligten reihum. Bei Kießelbach fällt auf, dass er zwar vier Schlägel in den Händen hält, wie das heute am Vibraphon üblich ist, sie jedoch nicht immer alle einsetzt; als wolle er unter Beweis stellen, dass Einzelnotenlinien wie bei den mit nur zwei Schlägeln arbeitenden Pionieren des Instruments nach wie vor ihre Berechtigung haben. Ein Beweis, der ihm gelungen ist.
Bluesige Töne, oft auch mit einem reizvollen Country-Touch versehen, aus der Gitarre von Jörg Teichert sowie die kraftvollen Soli von Matthias Debus am Kontrabass: Fertig ist ein Jazz so recht geeignet für einen Sommerabend.
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