Mannheim. Das Thema Eurovision Song Contest sorgt für gemischte Gefühle. Gewonnen hat Deutschland den Wettbewerb bisher zweimal. Häufiger mussten sie sich mit null Punkten zufriedengeben. Am Freitag treten neun Acts bei der Vorentscheid-Show an, um das begehrte Ticket für das schwedische Malmö zu bekommen.
Unter ihnen ist die Band GALANT mit ihrem Song „Katze“. Eine Hälfte der Gruppe stammt aus Mannheim: Paul-Aaron Wolf studiert an der Popakademie Performance mit dem Instrument Schlagzeug und schreibt gerade seine Masterarbeit. Sängerin Mona Meiller kommt dagegen aus München.
Idee für Band GALANT entstand in einem Pop-Workshop in Hamburg
Wolf wurde in Mannheim geboren und wuchs in Kandel auf. Für sein Masterstudium kehrte er 2021 in die Geburtsstadt zurück. „Davor war ich selbstständig und habe in Freiburg gelebt“, sagt er. Wolf arbeitete als Musiklehrer, Musikproduzent und Schlagzeuger. Meiller und Wolf lernten sich im August 2021 im sechswöchigen Popkurs in Hamburg kennen, einem Workshop für Musikerinnen und Musiker der deutschsprachigen Szene.
GALANT und der Eurovision Song Contest
- Das Finale des Eurovision Song Contest unter dem Motto „United by Music“ findet am 11. Mai in Malmö statt. Wer Deutschland bei dem Wettbewerb vertreten darf, entscheidet sich jedoch bereits am morgigen Freitag. Bei der Show „Eurovision Song Contest – das Deutsche Finale 2024“ im Ersten treten insgesamt neun Musik-Acts an, die alle nach Schweden wollen. Auch die Band GALANT geht ab 22.05 Uhr bei Das Erste an den Start. GALANT besteht aus der Münchnerin Mona Meiller und Paul-Aaron Wolf aus Mannheim.
- Wolf, geboren 1994 in Mannheim, ist Student der Popakademie und schreibt gerade seine Masterarbeit im Fach Performance mit dem Instrument Schlagzeug. Er wuchs in Kandel auf und absolvierte in Freiburg und Helsinki ein Bachelor-Studium in den Fächern Jazzschlagzeug, Komposition und Musikproduktion. Als Ausgleich fotografiert er und lässt sich beim Spazieren durch Mannheim sowie zeitgenössische Kunst inspirieren. Meiller, geboren 1998 in München, studierte in Hamburg und lebt als Sängerin, Songwriterin und Synchronschauspielerin in ihrer Geburtsstadt.
Dort bilden die Teilnehmenden häufig gemeinsame Projekte. „Damals ist meine Band JUPYTER dort entstanden“, erzählt der 29-Jährige. „Und auch GALANT.“ Wolf und die Sängerin haben musikalisch auf einer Wellenlänge gelegen. „Wir mögen gerne experimentellere Musik, die ein bisschen aneckt.“ Ihren Stil bezeichnen sie als „retro-futuristischer Elektropop“, der für Wolf eine Anlehnung an die Anfänge elektronischer Musik ist. Eine Hommage an Kraftwerk oder Trio, die Krautrock-Ära der 1970er, die Neue Deutsche Welle oder die New-Wave-Ära der 1980er Jahre. „Wir finden auch, dass dieser Sound, wenn er mit Retroelementen gestaltet ist, sehr modern und total aktuell ist.“
Wie Paul-Aaron Wolf und Mona Meiller auf den Bandnamen GALANT kamen
Auf den Bandnamen sind Wolf und Meiller gekommen, als sie ein Moodboard erstellt hatten. „Wir arbeiten viel über das Visuelle“, sagt Paul-Aaron Wolf. Das Duo steht unter anderem auf Fritz Lang-Filme der 20er und 30er Jahre, wie etwa „Metropolis“. „Diese ganze Ästhetik und den Vibe fanden wir unglaublich cool“, sagt Wolf. „Die Leute sahen alle so galant aus. Man sagt auch galant zu einer Person, die zuvorkommend ist und eine gewisse Haltung zu sich selbst hat.“ Das passe auch zu ihnen.
GALANT schrieben ihre ersten Songs, darunter die Debütsingle „Fruchtfliegen“, und veröffentlichten sie auf Streaming-Plattformen. „Es lief gut, war aber nicht dieser Durchbruch, wie man ihn sich wünscht“, räumt Wolf ein. Die Teilnahme beim Eurovision Song Contest sei eine spontane Idee gewesen. Als ihre Managerin ihnen vorschlug, sich beim ESC zu bewerben, waren sie zunächst ein wenig skeptisch. „Wir dachten, vielleicht sind wir da ein bisschen zu ,weird’ oder zu ,arty’“, sagt Wolf. „Aber sie fanden das gerade ziemlich cool.“
Alles aus eigener Hand: Für ihren Song "Katze" brauchten GALANT nur zwei Stunden
Mona Meiller schreibt den Großteil der Texte. „Sie hat immer ihr Notizbuch dabei und schreibt Sachen sofort nieder“, sagt Wolf, der seit seinem neunten Lebensjahr Schlagzeug spielt und sich inzwischen mit Synthesizer, Gitarre und Bass zum Multiinstrumentalisten entwickelt hat. „Ich mache das Gleiche aber mehr mit Klängen auf meinem Handy, wenn ich etwas Interessantes höre.“
Das Lied „Katze“ entstand bei einer Session und war innerhalb von zwei Stunden fertig. Darin geht es nicht, wie man zunächst meinen könnte, um einen Stubentiger, sondern um eine Person, die sich aufgrund von traumatischen Erfahrungen in der Kindheit ein dickes Fell wachsen lassen hat, so Wolf. „Wenn sie sich in die Enge gedrängt fühlt, fährt sie sofort die Krallen aus, faucht und verhält sich wie eine Katze.“ Als Kunstschaffende sei man ein Spiegel der Zeit und daher beschäftigen sie sich unter anderem mit Themen wie Mental Health und Gesellschaft.
„Jeden Song versuchen wir mit zwei verschiedenen Schichten zu gestalten.“ Die erste Schicht soll unterhalten und man kann zu ihr tanzen und mitsingen. Die eigentliche Bedeutung, die zweite Ebene, wird mit Hilfe ihrer Videos näher erklärt. Und zwar nicht nur indem man die Musik hört, sondern auch die Band, ihre Mimik und Gestik dazu sieht.
Ich nehme nichts persönlich, allein schon, dass wir da mitmachen dürfen ist eine total liebe Geste und wir fühlen uns jetzt schon geehrt, ein Teil davon zu sein.
Was den Vorentscheid des ESC angeht, glaubt Wolf, dass es von Vorteil sein könnte, dass sie nicht mit einem generischen Song an den Start gehen. „Ich glaube, man würde in der Masse eher untergehen“, sagt der Mannheimer. „Ich nehme nichts persönlich, allein schon, dass wir da mitmachen dürfen ist eine total liebe Geste und wir fühlen uns jetzt schon geehrt, ein Teil davon zu sein.“
Wie Galant mit dem Druck vor dem Vorentscheid umgehen
Natürlich fänden sie es schön, wenn sie Deutschland in Malmö vertreten dürften. „Aber wir freuen uns auch für jeden anderen Künstler oder Künstlerin, der das Rennen machen wird“, sagt Wolf, der unter anderem zeitgenössische Tanzstücke für das Felina-Theater und den Karlstorbahnhof komponiert.
Wie sich GALANT auf der Bühne präsentieren werden, ist noch geheim. Als Katzen verkleidet werden sie aber nicht auftreten, kündigt Wolf an. Auch wenn viele im Internet es gut fänden, sagt er und lacht. Dass Deutschland in den vergangenen Jahren nicht gerade geglänzt hat, schreckt GALANT nicht von der möglichen Teilnahme ab.
„Klar, es ist ein Contest, aber wir machen unser Selbstwertgefühl nicht davon abhängig, dass wir eine gute Punktzahl hinlegen oder wir in alter deutscher Tradition wieder mit null Punkten rausgehen“, sagt Wolf. „Uns ist komplett bewusst, dass unser Musikstil ein bisschen unkonventioneller ist und durchaus polarisieren kann. Wir sind fein mit jedem Ergebnis und wollen letztendlich eine gute Show abliefern und Spaß haben.“
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