Konzert

So klingt Electronic Jazz auf der Mannheimer Sommerbühne

Sie gehören zu den experimentierfreudigen Jazzmusikern im Ländle: Julian Maier-Hauff und Lukas DeRungs. Wie sie sich zum Abschluss der Sommerbühne in Mannheim musikalisch die Bälle zuspielten, konnte sich hören lassen

Von 
Andreas Ahlemann
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Lukas DeRungs auf der Sommerbühne der Alten Feuerwache. © Rinderspacher

Mannheim. Sie gehören zweifelsfrei zu den wirklich experimentierfreudigen Jazzmusikern im Ländle. Der eine, Tastenkünstler mit Auszeichnungen, der andere Multiinstrumentalist, der den Jazz elektronisiert und ihn so wieder zurückentwickelt zu einer tanzbaren Musik – denn das war Jazzmusik, bevor sie konzertant wurde. Die Sommerbühne vor Mannheims Alter Feuerwache beschließt mit dem „Electronic Jazz“-Auftritt des Duos mit Julian Maier-Hauff und Lukas DeRungs ihr diesjähriges Programm und rundet einen dreiwöchigen Konzertreigen mit einem Mix aus Sounds und Rhythmen aus Bits und Bytes und akustischen Improvisationsanteilen aus Klavier, Tenorsax und Trompete ab.

Eigentlich ist der Ansatz, elektronische Klänge um akustisch gespielte Improvisationen zu ergänzen, nicht neu. Vor über 50 Jahren experimentierten Musiker weltweit bereits mit Synthesizer-Sounds als rhytmisches und harmonisches Ostinato, um darüber zu improvisieren. Doch was im Konzept keine Neuheit ist, bietet doch die Basis für erfrischend kreative Ad-hoc-Kompositionen.

Drum ‘n’ Bass trifft Jazz

Maier-Hauff, der neben Saxofon und Trompete manchmal auch noch Posaune spielt, konzentriert sich auf der Sommerbühne jedoch überwiegend auf die computergesteuerten, rhythmischen Sounds und wirkt dabei manchmal wie ein Drum ‘n’ Bass-DJ vor der tanzenden Menge. Kollege und Wahl-Mannheimer DeRungs übernimmt dann oft jene filigranen akustischen Klavierparts, die er einige Takte später auch zu echten Impros ausbaut. Umgekehrt greift Meier-Hauff auch zu Trompete oder Tenorsaxofon, wenn sein Kollege die Elektronik bedient. So spielen die beiden Musiker die Bälle einander zu und füllen auf diese Weise ein Klangbild, das einerseits wie ein stetiger rhythmischer Herzschlag wirkt, ohne jedoch die Attraktivität der Improvisationskunst zu vernachlässigen.

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Da hier keine fest komponierten Stücke in definierten Arrangements erkennbar werden, sondern eher ein locker gestalteter Ablauf von bestimmten Beats und sparsamen Harmonien, wirkt die Musik des Duos spontan und Ansagen zwischen den Teilen sind hier ohnehin nicht notwendig. Nur am Ende ihres Konzerts bleiben sowohl Maier-Hauff wie auch DeRungs für eine Zugabe auf ihren jeweiligen akustische Instrumenten und zeigen eine zartere Spielart in ihrem ansonsten tanzorientierten Open-Air-Konzert am Mannheimer Alten Messplatz.

Beim letzten Konzert auf der Sommerbühne ist der Technik ein recht transparenter Gesamtklang gelungen. Lediglich in den Improvisationspassagen auf den akustischen Instrumenten hätte man den Drum ‘n’ Bass-Klangteppich etwas mehr in den Hintergrund pegeln können. Für die diesjährige Sommerbühne-Konzertreihe ist der Meier-Hauff/DeRungs-Auftritt ein durchaus passender Abschluss und eine Überbrückung zum regulären Konzertkalender der Stadt.

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