Heidelberg. Die Figur Hamlet aus der gleichnamigen Tragödie von William Shakespeare zählt wohl zu den spannendsten Charakteren der Literatur. Der tragische Protagonist fasziniert sein Publikum nicht zuletzt auch aufgrund seiner zahlreichen Facetten, die ihn zu einer komplexen Figur machen.
Diese verschiedenen Seiten haben die freie Regisseurin Anja Schoenwald und der Schauspieler Simon Mazouri als Basis für ihr Werk „Hamlet-Variationen“ genommen. Herausgekommen ist eine moderne Fassung des Stücks, bei dem verschiedene Persönlichkeitszüge dramaturgisch und mit dem Einsatz von Musikinstrumenten aufbereitet werden.
Von Horatio zu Hamlet: Darsteller zeigt Beweggründe des Charakters
Zunächst gibt es eine kurze Einführung von Mazouri mit Hilfe von großen Buchstaben an einer Stellwand: Damit wird der Plot kurz, prägnant, aber vollständig erklärt. Denn danach dreht sich rund 70 Minuten alles um Hamlet, seine Taten und seine Beweggründe. Mazouri ist in der Region kein Unbekannter, denn seit der Spielzeit 2022/2023 ist er Teil des Schauspielensembles des Theaters und Orchesters Heidelberg, spielt unter anderem die Rolle des Horatio in eben jenem „Hamlet“. Bei dem Gastspiel bringt Mazouri auch seine Kenntnisse als Musiker ein.
Am Schlagzeug, auf Bongos, Santour, Xylofon und Bass unterstreicht er die Variabilität Hamlets und gibt den Rhythmen genug Raum, um auch als Gegner Hamlets zu agieren.
Gleichzeitig verkörpert er in dem Ein-Mann-Stück die Hauptfigur, deren Gedanken und Zerrissenheit ihrer komplexen Gefühlswelt im Fokus stehen. Eine Aufgabe, der der Darsteller gewachsen ist und die er mit Leidenschaft erfüllt.
Damit nimmt er die Zuschauer mit auf eine Reise in das verflochtene Innenleben eines jungen Mannes, der Gerechtigkeit für den Mord an seinem Vater will, nachdem dessen Geist ihn dazu auffordert, seinen Mörder und Bruder Claudius zu töten: „Wenn du deinen Vater je geliebt hast, räche mich.“
Künstler präsentiert elf Variationen des Hamlet
Doch Hamlet ist mehr als nur der rachsüchtige Prinz, der durch sein Handeln viele Menschen ins Verderben zieht. Hamlet ist nicht nur der Sohn seiner Mutter und seines Vaters, sondern auch mal ein Wahnsinniger, ein Schauspieler oder ein Philosoph. Insgesamt elf Variationen präsentiert der Künstler mit großer Leidenschaft und voller Emotionen.
So erlebt das Publikum Hamlet einerseits als heimlich Liebenden: Seine Gefühle für Ophelia, den Wunsch, dass sie sein Leben rettet, zeigen die verletzliche Seite der Figur, der mehrfach als Mörder in Erscheinung tritt, obwohl er voller Verzweiflung beteuert: „Ich will das nicht machen“. Sein Vertrauter Horatio wird vom Publikum verkörpert, das der Akteur damit in die Handlung einbezieht.
Als Philosoph äußert er das weltbekannte Zitat „Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage“, und erklärt auch: „Das Denken infiziert die Entscheidungskraft.“ Das außergewöhnliche Stück endet mit seinem Tod und der Erkenntnis: „Der Rest ist Schweigen.“
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