Ballett

"Schwanensee"-Gastspiel in Mannheim bietet nicht nur technische Brillanz

Exzellente Technik, Harmonie und Leichtigkeit. Das Ukrainian Classical Ballet aus Kiew hat im Mannheimer Rosengarten einen sehenswerten "Schwanensee" gezeigt

Von 
Sibylle Dornseiff
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Die ukrainischen Tänzerinnen überzeugten in Mannheim. © Ukrainian Classical Ballet

Klassische Tänzerinnen und Tänzer aus der Ukraine stecken in einem Dilemma. Auch wenn sie – wie das Ensemble des Ukrainian Classical Ballet aus Kiew – auf Tournee sind. Die meisten von ihnen wurden in Russland ausgebildet, haben dort das große klassische Repertoire von der Pike auf gelernt. Nun hat wegen des Krieges die ukrainische Regierung unter vielen anderen Dingen auch russische Musik verboten. Fatalerweise ist der Russe Peter Tschaikowsky nun aber der Komponist der Klassiker „Nussknacker“, „Dornröschen“ und „Schwanensee“, die zum Programm des Ensembles gehören.

Es sei zwar erlaubt, mit den Balletten zu touren, nicht aber, dass Ukrainerinnen und Ukrainer darin tanzen. „Deswegen werden keine Namen genannt“, erklärt die Dame vom Programmverkauf auf die Frage nach einem Besetzungszettel. Das ist schade, denn jede und jeder in der vom Publikum begeistert gefeierten Compagnie hätte beim Mannheimer „Schwanensee“ im gut besuchten Mozartsaal des Rosengartens eine Erwähnung verdient.

Die Musik ist etwas gekürzt, die Choreographien von Marius Petipa und Lew Iwanow entsprechen in den wichtigsten Passagen dem Original, einige Male werden sie zitiert. Immer wieder – wie auch bei den Nationaltänzen (3. Akt)– kommen neue Ideen zum Zuge. Die Geschichte ist unverändert: Prinz Siegfried wird am Tag seiner Volljährigkeit von seiner Mutter gedrängt, auf Brautschau zu gehen. Am See, wo von Rotbart verzauberte junge Mädchen nachts menschliche Gestalt annehmen, verliebt er sich in Schwanenkönigin Odette und verspricht ihr die Ehe. Doch Rotbart greift ein, statt Odette bringt er seine Tochter Odile als schwarzen Schwan ins Schloss und verleitet Siegfried dazu, sein Eheversprechen zu brechen. Im Kampf Mann gegen Mann überwindet Siegfried letztlich den Fluch, Odette darf Mensch bleiben.

Makellose Pirouetten

Das Ensemble überzeugt von Beginn an. Weder unter den Solisten und Solistinnen noch im immerhin 22-köpfigen Corps de Ballet gibt es Schwachstellen. Glanzpunkte sind exzellente Technik, Synchronität, Harmonie und Leichtigkeit. Prinz Siegfried meistert leichtfüßig auch die für große Sprungpassagen etwas zu kleine Bühne. Seine Pirouettenfolge in der Variation im dritten Akt ist makellos. Ebenso sehenswert sind die Auftritte der Primaballerina, die vor allem als schwarzer Schwan Odile brilliert und ihr technisches Können in den 30 Fouettés (3. Akt) beweist. Im lyrischen Part als weißer Schwan Odette ist sie etwas zu beherrscht. Oft ist Zauberer Rotbart eher ein pantomimischer Part, doch in der Inszenierung aus Kiew darf er seine Sprungkraft, seine tänzerischen und schauspielerischen Fähigkeiten ausleben.

Bemerkenswert ist das Bühnenbild, bei dem das Licht eine Hauptrolle hat. Die gesamte Bühnenbreite überziehende Strauch- und Blumenranken sind beim Schauplatz Schloss grün und bunt. Am See erstrahlen sie eisblau. Der Einfluss Rotbarts verwandelt alles in ein rotes Meer, die wechselnden Machtverhältnisse werden im Lichtspiel zwischen weiß und lila sichtbar.

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