Mannheim. Die 1980er Jahre gelten modetechnisch als Jahrhundert des schlechten Geschmacks: Schulterpolster, Vokuhila sowie hautenge Miniröcke in Neonfarben bestimmten den Alltag. Gleichzeitig hat sich die Dekade im Bereich Musik einen Kultstatus erarbeitet. Viele beliebte Rockhymnen sind in dieser Ära entstanden. Das Musical „Rock of Ages“ aus der Feder von Chris D'Arienzo, setzt dieser Epoche ein musikalisches Denkmal. Im Mannheimer Rosengarten führt die Produktionsfirma Showslot das Werk seit Donnerstagabend gleich viermal auf – und nimmt dabei die Zuschauer mit auf eine emotionale Zeitreise in die Vergangenheit.
"The Bourbon Room"
Los Angeles in den 1980er Jahren: Während Dennis Dupree (Marc Chardon), Inhaber des legendären Rockclubs „The Bourbon Room“ ums Überleben kämpft, lässt sich der korrupte Bürgermeister von dem berechnenden Schweizer Geschäftsmann Hertz Kleinmann (Benjamin Hauschild) und seinem Sohn Franz (Kevin Lisske) bestechen. Die beiden wollen den Sunset Strip umgestalten. „Sex, Drugs und Rock `n` Roll soll der Vergangenheit angehören und auch „The Bourbon Room“ soll verschwinden. Das lassen sich Dupree und sein treuer Assistent Lonny Barnett (Timothy Roller) nicht gefallen. Sie wollen Stacee Jaxx (Sascha Lien) skandalöser Leadsänger, der seine Band „Arsenal“ verlässt, für seinen letzten Auftritt in ihrem Club auf die Bühne holen. Unterstützung bekommt er nicht zuletzt auch von Regina Kotz (Marina Petkov), der ehemaligen Stadtplanerin, die mit ihrem vehement gesungenen „We built this city on Rock ‚n‘ Roll) für den Erhalt des Sunset Strips kämpft.
Kleinstadtmädchen trifft Rockstar
Gleichzeitig steht die Liebe zwischen Drew Boley (Felix Freund) und der naiven aber entschlossenen Sherrie Christian (Julia Taschler) im Zentrum der Geschichte. Während der junge Mann den Durchbruch als Rockstar schaffen will, träumt das hübsche Kleinstadtmädchen von einer Karriere als Schauspielerin. Beide arbeiten im Club und haben Gefühle füreinander, schaffen es aber aufgrund von Missverständnissen nicht, zusammenzukommen. Nach einem Zwischenfall, an dem Stacie Jaxx nicht ganz unschuldig wird, entlässt Dupree Sherrie. Justice Charlier (Amanda Whitford), Inhaberin des Gentlemanclubs „Venus“ bietet Sherrie Trost und eine Stelle als Stripperin an.
Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren
Mit einem mitreißenden Medley, bestehend aus „Cum On Feel The Noize“, „Living In Paradise“ und „Nothinʼ But A Good Time“ eröffnet das Ensemble den Abend. Während die Dialoge in deutscher Sprache gesprochen werden, präsentieren die talentierten und stimmgewaltigen Darstellerinnen und Darsteller die Songs im englischen Original, was für ein authentisches Lebensgefühl sorgt. Eine Liveband unter der Leitung von Pascal Kierdorf schafft mit ihren virtuosen und rockigen Sounds eine ausgelassene Konzertatmosphäre, die nostalgisch und enthusiastisch zugleich wirkt. Ausgefeilte und energiegeladene Choreografien, bei der die Akteure von sechs kongenialen Tänzerinnen und Tänzern unterstützt werden, gehören zu den Highlights der originellen Performance.
Die Show ist mehr als nur ein Musical. Durch Lonny, der auch die Rolle des Erzählers einnimmt, wird die vierte Wand mehrfach durchbrochen. Immer wieder kommuniziert er mit dem Publikum. Gleichzeitig entpuppt sich die Darbietung mit vielen gefühlvollen Szenen auch als humorvolles Konstrukt mit zeitweise parodistischen Momenten. Absolute Stars sind nicht zuletzt Hits wie „I want to know what love is“ von Foreigner, „Dead or Alive“ von Bon Jovi. Mit dem Finalsong „Don’t stop believin‘“, bei dem die Gäste viel Beifall spenden, wird die Botschaft des Stücks unterstrichen: Träume werden wahr, auch wenn sich diese mit der Zeit verändern können.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-rock-of-ages-im-mannheimer-rosengarten-musikalisches-denkmal-eines-kultjahrzehnts-_arid,2088884.html