Live-Konzert

Robbie Williams in Frankfurt: Mit Raketenstart zum großen Pop-Kino

Robbie Williams begeistert Frankfurt mit einem spektakulären Konzert und emotionalen Momenten im ausverkauften Waldstadion.

Von 
Bernhard Zinke
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Robbie Williams ist live immer noch eine Attraktion. © Rudolf Uhrig

Frankfurt. Es ist ganz großes Kino, was Robbie Williams am Sonntagabend im restlos ausverkauften Deutsche Bank Park, dem Stadion der Frankfurter Eintracht, zwei Stunden lang abbrennt. Am Ende steht der 51-jährige Brite vor den Flügeln, die vom Bühnenhimmel herabgesunken sind und aus denen Feuer regnet, und singt die Hymne seines Lebens: „Angels“. Welch ein Schlussakkord! Er ist mindestens genauso bildmächtig wie der Auftakt: Da startet Robbie am Ende seines neuen Songs „Rocket“ auf einer Rakete in den Bühnenhimmel, um gleich darauf wieder kopfüber herunterzuschweben und den Motto-Song seines Lebens zu schmettern: „Let Me Entertain You“. Das Stadion rastet aus. Frankfurt ist Höhe- und Schlusspunkt der deutschen Stadion-Konzerte von Robbie Williams. Es ist ein würdiges Finale.

„Habt ihr mich vermisst?“, fragt der Sänger listig-kokett, als sich der erste Sturm der Begeisterung gelegt hat. Und wird dann fast schon tiefsinnig. In dieser irren Welt brauche es Momente für eine Pause, in der man zusammenkommt und Spaß hat. Sein Traum sei schon immer gewesen, der beste Entertainer überhaupt zu werden. Wenn Michael Jackson der King of Pop war, wolle er der King of Entertainment sein. Und im Grunde hat er das geschafft. Es gibt kaum einen Künstler, der die großen Menschenmengen so im Griff hat – mit großen wie kleinen Gesten.

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Die Setlist von Robbie Williams

Hauptprogramm: 1. Rocket (2025), 2. Let Me Entertain You (1998), 3. Song 2/Seven Nation Army/Livin‘ On A Prayer, 4. Monsoon (2002), 5. Minnie The Moocher/Land Of 1000 Dances/Boom Boom Boom, 6. Rock DJ (2000), Love My Life (2016), 7. Strong (1999), 8. The Road To Mandalay (2001), 10. Supreme (2000), 11. Relight My Fire (1979/1993), 12. Something Beautiful, 13. Millenium, 14. Theme from New York, New York, 15. Spies (2025), 16. Kids (2000), 17. Bandvorstellung: Ain‘t Gonna Go My Way/Westend Girls/Roxanne/End Of The Road/YMCA/Sweat Dreams/All You Need Is Love, 18. She‘s The One (für Sarah aus Dinkelsbühl), 19 My Way (1969).

Zugaben: 20. Feel (2002), Angels (1997). bjz

Und dann zeigt er auch gleich, wie’s geht: Als das Publikum bei „Song 2“, dem Partykracher von Blur, vermeintlich nur mäßig mitgeht, bricht er ab und sagt auf Deutsch: „Das war aber Scheiße.“ Da sei ja Köln lauter gewesen. Bei „Seven Nation Army“ beweist Frankfurt, dass es auch anders kann.

Robbie Williams macht der Familie eine Liebeserklärung

Noch ein paar Mal lässt er das Publikum zum Stimmbänder-Aufwärmen bekannte Songzeilen mitgrölen, um dann das Geständnis abzulegen: „Ich mach‘ das alles gar nicht für Ruhm oder Ehre. Ich hab vier Kinder. Ich will daheim mal wieder rauskommen. Versteht ihr das, ihr Eltern?“, witzelt er. So gemeint ist das freilich nicht. Schließlich habe sein Leben erst richtig einen Sinn bekommen, als er seine Frau Ayda kennengelernt habe, hat er da schon längst bekannt. Und seiner ältesten Tochter „Teddy“ hat er die großartige Power- und Mutmacher-Ballade „Love My Life“ geschrieben. Da wird Robbie Williams sehr nahbar.

Robbie Williams in Frankfurt. © Rudolf Uhrig

Abgesehen vom meist durchaus unterhaltsamen Klamauk gibt’s auch eine ganze Menge Hits auf die Ohren. Und von denen hat Williams bekanntlich eine ganze Menge. „Rock DJ“, „Supreme“, „Monsoon“, „Something Beautiful“, „Feel“ als eine der zwei Zugaben, intoniert von einer fantastischen Band, grandiosen Chorsängerinnen und begleitet von einer fulminanten Bühnenshow. Zwischendrin gibt’s noch einen weiteren Vorgeschmack auf das neue Album „Britpop“, das am 10. Oktober erscheinen soll.

Williams weiß, dass das Publikum neue Songs eher erträgt als feiert. Doch lockt er die Menge zum Stimmungshoch, soll doch an diesem Abend ein Musikvideo zu „Spies“ gedreht werden. Das hat er auch schon bei anderen deutschen Konzerten angekündigt. Mal sehen, welches Konzert es ins Video schafft. Aber so geht Entertainment.

Blick auf die Bühne: Robbie Williams in Frankfurt. © Rudolf Uhrig

„Relight My Fire“ wird doch noch zum Robbie-Williams-Hit

Einen kleinen, feinen Teil des Abends absolviert Robbie auf einer zweiten Bühne in der Stadionmitte. Das habe er sich von Coldplay abgeschaut, erzählt er. Er wolle auch so eine C-Stage, habe er vom Manager gefordert. Auf die bunten Leuchtbändchen habe er aber verzichtet, als er von den Kosten dafür hörte. „Dafür müsst ihr jetzt eure Handylampen anschalten“, sagt er.

Erinnerung an eine Niederlage: „Relight My Fire“ aus Zeiten von Take That

Auf dieser Mittelbühne präsentiert der Star indessen ein echtes Kleinod. Thomas Rylance von der übrigens exzellenten Vorgruppe Lottery Winners darf als Gastmusiker auch kurz im Hauptprogramm mitspielen und bezeichnet „Relight My Fire“ als Robbies stärkste Nummer. Ausgerechnet. Die Take-That-Covernummer eines alten Dan-Hartmann-Hits ist eigentlich eine der größten Niederlagen des jungen Robbie Williams. Hätte der doch damals das Stück singen sollen. Aber die Produzenten der Boygroup vertrauten ihm nicht, ließen lieber Gary Barlow ans Mikro. Und nun beweist Robbie Williams, nur vor Rylance an der Gitarre und stimmlich von der bezaubernden Katie Lloyd (ebenfalls von den Lottery Winners), begleitet, dass er sehr wohl das Zeug dazu hat, aus diesem Song mit minimalistischer Instrumentierung etwas ganz Großes zu machen.

Am Ende wird’s nochmal gefühlig

Am Ende der zwei Stunden wird’s dann wieder, wie bei Robbie Williams so üblich, recht gefühlig. Er bedankt sich ganz besonders bei seinen deutschen Fans für deren Empathie und Mitgefühl. „Danke, dass ihr mich liebt und begleitet“, sagt er und stimmt die Hymne des anderen großen Entertainers an: Frank Sinatras „My Way“. Ein ergreifendes Finale des regulären Programms.

Es ist das Changieren zwischen großer Emotion, perfekt inszenierter Show und manchmal auch Klamauk, was ein Robbie Williams-Konzert auszeichnet. Und erstaunlich genug: Man kauft ihm jede Rolle ab, er schafft es, authentisch zu wirken. Ganz großes Kino halt.

Ressortleitung Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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