Micky kann es einfach nicht lassen. Das Orchester in der SAP Arena ist schon bereit, als der berühmte Mäuserich plötzlich auf die Bühne stürmt und beginnt, euphorisch umherzuspringen, als wolle er das Konzert in eine One-Man-Show verwandeln. Doch dann scheint er es sich anders zu überlegen und überreicht dem Dirigenten Heinz Walter Florin mit respektvoller Verbeugung den Taktstock. An diesem Abend steht schließlich die Musik im Zentrum - bei "Disney in Concert" erwecken Orchester und Sänger einige der beliebtesten Songs und Filmmusiken der weltbekannten Animationsschmiede zum Leben.
Zusammengeschnittene Filmszenen und alte gezeichnete Entwürfe ergänzen auf einer Großleinwand hinter dem Orchester das Sinneserlebnis. Dabei sind neben betagteren Klassikern wie "Das Dschungelbuch" oder "Mary Poppins" vor allem die Neunziger stark vertreten. Songs wie "Unten im Meer" aus "Arielle", "In meiner Welt" aus "Aladdin" oder "Die Schöne und das Biest" aus dem gleichnamigen Film sorgen für wohlige Nostalgie und erinnern an die goldene Zeit der "Disney Renaissance", in der Howard Ashman und Alan Menken fast schon ein Abo auf Filmsong-Oscars zu haben schienen.
Bekannte Solisten treten auf
Ein Hauch von Nostalgie macht sich auch beim Blick auf die Solisten breit. Alexander Klaws - kennt man den nicht aus "Deutschland sucht den Superstar"? Inzwischen hat sich der Castingsieger von 2003 zum erfolgreichen Musical-Tarzan aufgeschwungen und zeigt, dass er sich im Genre sichtlich wohlfühlt. Auch Michael Patrick Kelly, der die Arena mit "Ich wär so gern wie du" aus dem "Dschungelbuch" aufheizt, dürfte vielen noch als Mitglied der Kelly Family ein Begriff sein. Für "Farbenspiel des Winds" aus "Pocahontas" darf sich Echo-Gewinnerin Oonagh vor der Windmaschine räkeln, während mit Willemijn Verkaik die deutsche Original-Singstimme der "Eiskönigin" Elsa für einen der Höhepunkte des Abends sorgt.
Unterstützung erhalten die Sänger dabei von einer geballten Disney'schen Überwältigungsmaschinerie, die die Arena in stimmungsvolles Licht taucht, andächtig Kunstschnee rieseln und Konfettikanonen knallen lässt. Dazu werden einem selbst die zartesten Nuancen der Disney-Klassiker von der übermächtigen Soundanlage in einer Lautstärke um die Ohren gehauen, auf dieselbst AC/DC stolz wäre.
Einen echten Disney-Fan kann solch ein Klanggewitter freilich nicht schrecken. Man muss nicht weit schauen, um unter den 6000 Besuchern jemanden zu finden, der sein Lieblingslied mit entrücktem Blick mitsingt. Zwischen den Stücken, wenn euphorischer Applaus aufbrandet, muss Moderator Jan Köppen nur den entferntesten Hinweis auf den Titel des nächsten Songs geben, um wahre Jubelstürme auszulösen.
Nach einer letzten packenden Klangreise zum "König der Löwen" strömt man schließlich unter den Klängen von "Versuch's mal mit Gemütlichkeit" aus der Arena - ein bisschen taub zwar, aber glücklich. Mehr Disney geht nicht.
"Disney in Concert"
Die Veranstaltungsreihe präsentiert mit großem Orchester und Solisten bekannte Lieder aus Animationsfilmen des US-Konzerns.
Auf einer Leinwand werden passende Filmszenen gezeigt, außerdem gibt es eine Lichtshow und Spezialeffekte.
Neben der in Mannheim gezeigten Show mit verschiedenen Filmen gibt es auch Veranstaltungen mit Musik aus einzelnen Filmklassikern.
In diesem Jahr sind ab Juli noch Aufführungen in Berlin, Leipzig, Stuttgart, Frankfurt und Nürnberg geplant. beju
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