Die Zuschauer im Mannheimer Eintanzhaus sehen eine skurrile Welt. Denn diese 45 Minuten sind vieles, aber kein konventionelles Zirkusprogramm. Zum Zielsprint des Festivals „Kultur aus Finnland“ zeigt sich die Performance „Hede“ („Männlich“) des skandinavischen Kollektivs Nuua vielmehr als komplexe Verbindung aus Text und visueller Installation. Sich selbst beschreibt die Inszenierung als „dichtes Gespinst“ – und trifft es dabei voll auf den Punkt.
Zwischen einem Loblied auf die Natur und Lebensklage, zwischen existenzialistischer Philosophie und Vergänglichkeitsgedanken schweben Katri Salmenojas lyrische Zeilen, die sie kalt verliest. Artist Olli Vuorinen versucht ihnen durch choreographierte Jonglagespielereien ein wenig Schwere zu nehmen. Doch das Anliegen scheitert.
Zu verworren sind die Verse, die – auf Leinwand simultan übersetzt – durch die Boxen hallen, zu limitiert der freie Raum, der durch gestreute Erde in ein montiertes Rechteck abgetrennt ist. Da mag die Geste, der Schöpfung mit einem Walzer samt Pflanzenstock im Arm zu huldigen, noch so puristisch daherkommen: Dieses Gefüge verfehlt seinen eigenen Zweck. Zumal die poetischen (und familiären) Momente in dieser bewusst als Familienstück etikettierten Dreiviertelstunde die absolute Seltenheit bleiben.
Unverständliche Aktionen
Es sind kleine Momentaufnahmen, die „Hede“ im Zauberklang orientalischer Gesänge vor dem Untergang bewahren. Etwa wenn Olli Vuorinen eine funkelnde Messingspirale balanciert, während Katri Salmenoja ihn anblickt. Dass auch Eimer mit grünem Konfetti, das willkürlich durch die Lüfte fliegt, kaum reicht, um die jungen Zuschauer ernsthaft in den Bann zu ziehen, hätten die Künstler ahnen können – hätten sie sich nicht zu einer Aufführung entschlossen, die ungewöhnliche Ansätze zu einem unverständlichen Wust verrührt. Schade, dass die papierne Blume, die konsterniert applaudierende Familien nach dem Beifall noch basteln dürfen, das Einzige bleibt, das man von diesem Nachmittag allzu gerne mit nach Hause nimmt.
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