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Rapper Disarstar in Mannheim: Konzert oder Demo der Antifa?

Der Hamburger Rapper Disarstar lockt mit seinen antikalpitalistischen Texten ein links gesinntes Publikum in die Alte Feuerwache Mannheim. Mit Moshpit, Strobolicht und der Antifa im Publikum liefert er ein Konzert ohne Tiefen

Von 
Julius Paul Prior
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Verbindet Antikapitalismus und Straßen-Rap: Disarstar. © Georg Wendt/dpa

Eine halbe Stunde lässt der nach eigenen Angaben linksextreme Rapper Disarstar auf sich warten. Das Publikum in der Alten Feuerwache in Mannheim vertreibt sich die Zeit mit dem Singen der Internationalen und dem Schreien von Demosprüchen der Antifa. Zusammen mit den Fahnen von Viva con Agua an den Pfandrückgabestellen sind die Elemente für eine Demonstration gegeben. Mit dem ersten Lied „Alle Broke“ wird jedoch klar: Dies ist ein Konzert mit reichlich Moshpit und Strobolicht.

Gerrit Falius, wie der Hamburger mit bürgerlichem Namen heißt, gibt Vollgas und das Publikum tut es ihm gleich. Vom ersten Refrain an nutzt die Menge jede Chance zum „Ausrasten“, wie es der Rapper beschreibt. Der DJ macht dauerhaft Stimmung, durchgehend sind die Hände in der Luft oder es ertönt „Macht einen Kreis“ im Sprechgesang vor dem nächsten Moshpit.

Konzert ohne Tiefen

„Das hier ist ein Konzert, das exponentiell besser wird“, verkündet Disarstar nach einer halben Stunde. Viel Luft nach oben gibt es dafür allerdings nicht. Es ist das erste Konzert des Hamburgers in der Quadratestadt und die Menge liefert: „Ihr seid die lauteste Stadt bisher“, ist der Musiker auf der Bühne baff.

In seinen Texten polarisiert der Rapper. Der bekennende Antikapitalist verbindet seine politische Einstellung mit Straßen-Rap. So werden seine Texte ebenso gerufen wie die bekannten Parolen der Antifa. „Rolex für alle“, singen die Menschen beim gleichnamigen Lied. „A, Anti, Antikapitalista“, dann zwischen den Songs – mal aus eigenem Antrieb, mal von Disarstar initiiert.

Die politische Gesinnung, die sich Publikum und Musiker teilen, schafft eine einzigartige Atmosphäre. Die antikapitalistische und antifaschistische Stimmung liegt förmlich in der Luft. Dennoch muss Disarstar die Menge auch zurückhalten: „Das ist ja megageil, aber wenn das so weitergeht, stehen wir hier die ganze Nacht“, unterbricht er einmal die Parolen.

Weder das Zügeln der Antifa im Publikum noch die langsameren Songs des Rappers sorgen für ein Kippen der Stimmung. Disarstar liefert ein Konzert ohne Tiefen. Denn auch seine Version von „Supergirl“, die sein Team laut Rapper nicht im Set haben will, löst Begeisterung aus.

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