Musiktheater - B-Premiere von "Die Liebe zu drei Orangen"

Prokofjew hat Wagner zu danken

Von 
Stephan Hoffmann
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Auch wer kein Wagner-Fan ist, wird zugeben müssen: Wir haben Richard Wagner einiges zu verdanken. Zumindest mal die Versuche vieler Komponisten nach der vorletzten Jahrhundertwende, sich von ihm so weit wie irgend möglich abzusetzen. Genau das tat auch Sergej Prokofjew, indem er, anstatt schwergewichtig die Welt zu erklären, eine kurze, ziemlich absurde und äußerst unterhaltsame Oper auf die Bühne brachte: "Die Liebe zu drei Orangen".

Zweiter Sängeranzug sitzt

Dass das Nationaltheater-Orchester unter Dan Ettinger, dass der Chor unter Tilman Michael und dass die Inszenierung Cordula Däupers im Bühnenbild von Ralph Zeger für einen brillanten Theater-Abend sorgten: Daran hatte sich in der B-Premiere natürlich wenig verändert. Auch diesmal spielte das Orchester temperament- und lustvoll, war der Chor vorzüglich präpariert, war die Inszenierung geistreich und witzig. Wie gut das Nationaltheater personell aufgestellt ist, zeigte sich aber an der fast vollständig ausgetauschten Sänger-Besetzung. 15 zum Teil hochanspruchsvolle Rollen wollen erst einmal doppelt besetzt sein.

Der Prinz (Juhan Tralla) bezauberte mehr und mehr durch seinen strahlenden Tenor, was in abgeschwächter Form auch für Benedikt Nawrath (Truffaldino) gilt. John In Eichen (König) sang genauso solide wie die verdorbene Prinzessin Clarice (Edna Prochnik), wie der wunderbar schmierige Thomas Jesatko (Leander) und Ludmila Slepneva als überkandidelte Fata Morgana. Vorzüglich das Orangen-Trio Gudrun Hermanns (Lineta), Julia Müller-Wolthuis (Nicoletta) und vor allem Tamara Banjesevic als glockenhelle Ninetta.

Bryan Boyce (Teufel), Marie-Belle Sandis (Smeraldina), Nikola Diskic (Pantalone), Gimoon Cho (Zeremonienmeister), Magnus Piontek (Zauberer und Sung Ha (Köchin) machten ihre Sache auch schauspielerisch ganz prima. Nur eine Position blieb unverändert: Michael Pietsch als wunderbarer Puppenspieler. An ihm gab es ohnehin nichts mehr zu verbessern. Gute Laune-Opern gibt's im 20. Jahrhundert nicht so viele. Hingehen!

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