Eine Formation, die sich die Gassenhauer der Bigband-Ikonen Count Basie, Duke Ellington und Thad Jones zum Programm macht, muss schon einiges an Qualität und Routine bieten. Zu bekannt sind ihre Stücke, um den Vorzug der Unvergleichbarkeit von Originalkompositionen auf ihrer Seite zu haben. Jochen Welsch, dessen akribische Probenarbeit mit „Kicks n’ Sticks“ im Vortrag deutlich wird, präsentiert sich im Konzert gleichermaßen als wahrer Quell an Informationen über Kompositionsgeschichte und Bigband-Historie. Insofern ist ein Konzert mit ihm und dieser Band nicht nur ein musikalischer Leckerbissen, sondern auch ein bisschen Wissensvermittlung für die Zuhörer.
Gute Probenarbeit
Es sind nicht die meist spannenden, individuellen Improvisationsteile innerhalb der Stücke, in denen sich alle Solisten selbst verwirklichen können. Eine gute Probenarbeit beweist sich doch eher in jenen Passagen, in denen die jeweiligen Holz-, Blech- und Rhythmussätze zusammenspielen. Wenn die Musik eines Klangkörpers aus vielen Instrumenten sich wie aus einem Guss anhört, wird aus Musik ein Ohrenschmaus. Das ist hier der Fall.
Ob Thad Jones’ „Tiptoe“ und Neil Heftys „Cute“ , in dem Drummer Johannes Hamm sein dynamisches Besenspiel präsentiert, oder „Sweet Georgia Brown“, das zwar von Ben Bernie und Maceo Pinkard 1925 komponiert, aber in der Bigband-Version von Count Basie populär gemacht wurde, bei der Pianist Tobias Altripp eine genussvoll-klassische Intro-Improvisation spielt. Das aktuelle Bigband-Classics-Programm könnten Jazzhörer fast komplett mitsingen, wären da nicht die spannenden Improvisationsbeiträge, die dem Klubkonzert in Mannheims „Klapsmühl’“ seinen unverwechselbaren Charme verleihen.
Clevere Improvisationen
Trompeter und Flügelhornist Mark Mebus und Posaunist Markus Franzke müssen hier genannt werden. Während der eine besonders in Ellingtons „Portrait of Louis Armstrong“ aus der „New Orleans Suite“-Produktion mit seinem druckvollen Ton dem Spiel von Satchmo nacheifert, richtet Franzke in Dukes „In a Mellow Tone“ die Aufmerksamkeit eher auf sein genüsslich-dynamisches Posaunenspiel. Wer sich für Bigband-Jazz, ob modern oder traditionell im Rhein-Neckar-Delta begeistert, sollte Konzerte dieser Band nicht verpassen. Ein Hörerlebnis mit prallem Gesamtsound und cleveren Improvisationen.
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