Vor 14 Jahren war Miriam Makeba zu Gast beim Zeltival in Karlsruhe. Der Auftritt der Südafrikanerin hatte damals etwas Staatstragendes, kämpfte sie doch, ähnlich wie Nelson Mandela, immer an vorderster Front für die Befreiung ihrer geplagten Heimat. Gleich in zwei Staaten wurde sie dadurch zur Persona non grata. Nach der Systemkritik in einem Kinofilm reagierte die südafrikanische Apartheid-Regierung 1959 mit Ausweisung, und ihre 1968 geschlossene Ehe mit dem amerikanischen Black-Power-Führer Stokely Carmichael führte dazu, dass sie kein Einreisevisum für die USA mehr erhielt.
Jetzt feierte der südafrikanische Jazz-Trompeter Hugh Masekela, der in den 60er Jahren mit ihr verheiratet war, das Lebenswerk der "Mama Africa" in Karlsruhe am selben Ort mit großer Band. An seiner Seite standen Stars der südafrikanischen Musikszene wie die Afro-Soul-Queen Lira, die wiederholt ausgezeichnete und in der Weltmusik- und Jazzszene anerkannte Thandiswa sowie der legendäre Sänger und Gitarrist Vusi Mahlasela.
Die aufgestellten Stühle sollten laut Veranstalter Bernd Belschner lediglich als "Ort der Ruhe und Orientierung" dienen. Das Publikum nahm die Aufforderung gerne an und stand und tanzte während der Hälfte der Songs. Die neunköpfige Band heizte den Tanzwilligen ordentlich ein und beeindruckte deren Ohren mit starken Stimmen.
Masekela ist zugleich ein hervorragender Trompeter, ein mitreißender Sänger und Komponist von wunderschönen Songs. So erzählt sein "Meet Me At The River", hinreißend interpretiert von Thandiswa, von einer afrikanischen Romanze zwischen einem hüftenschwingenden Mädchen und einem schüchternen Landjungen.
In Vusi Mahlaselas voluminösem Körper wohnt eine geradezu außerirdische Stimme, der er mittels einer außergewöhnlichen Makeba-Ballade Ausdruck verleiht. Wo Liras harmloser Song "Feel Good" ein "veritabler Welthit" gewesen sein soll, fragt man sich allerdings. Hier jedenfalls wirkte er etwas deplatziert.
Ausgelassene Feststimmung
Gleich nach der Pause heißt es "Are you ready to ,Pata Pata'?" (seid ihr bereit für "Pata Pata"?). Der Hit aus dem Jahr 1959 ist Makebas größter Erfolg und in der Sprache ihres Stammes, der Xhosa, verfasst. Da hält es nun wirklich niemanden mehr auf den Stühlen, denn schließlich ist "Pata Pata" der Name eines Tanzes, der von den Einwohnern in Johannesburg getanzt wurde. Und so geriet die Hommage an die bedeutendste afrikanische Musikerin aller Zeiten zu einem wahren Fest, das das Publikum nicht mehr enden lassen wollte.
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