Musikgeschichte

"Mr. Vain"-Hitproduzent Nosie Katzmann liebt es ländlich

Viele kennen seine Lieder, nicht alle seinen Namen. Nosie Katzmann hat auf dem Zenit seiner Karriere drei internationale Hits in einem Jahr. Der Text des wohl bekanntesten Songs entstand in Darmstadt

Von 
Wolfgang Jung
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Nosie Katzmann in einem Weinberg in der Pfalz: Der Musikproduzent schrieb unter anderem Hits für Scooter und DJ BoBo. © Uwe Anspach

Battenberg. Musikgeschichte sucht sich ihre Orte nicht aus. "Es geschah in Darmstadt", sagt Nosie Katzmann und lacht. Der 64-Jährige versorgte in den 1990er Jahren als Komponist die Diskotheken zwischen Malmö und Mallorca mit Hits. Die Songs verkauften sich millionenfach, viele landeten in den Charts - unlängst wurde der vielleicht bekannteste 30 Jahre alt: "Mr. Vain", damals Europas meistverkaufte Single.

Die Ursprünge des Dancefloor-Klassikers mit fiebrigem Rhythmus liegen in Darmstadt. Katzmann wurde dort bei einem Treffen mit einer Frau inspiriert - der Erfolg öffnete den Weg in das internationale Musikbusiness. Das ist Vergangenheit. Heute lebt der Hitproduzent in der ländlichen Pfalz.

"Mr. Vain"-Produzent Katzmann schreibt immer noch Songs

An diesem Tag sitzt Katzmann in einem Lokal unweit seines Wohnortes Battenberg. Die Weinschorle kommt im charakteristischen Dubbeglas, der Blick geht über Rebstöcke und Felder. Die Glitzerwelt der Tanzpaläste ist weit weg. Songs schreibt Katzmann immer noch. Gerade erschien sein Album "JK Fullstop", in dem er die Wucht einer Trennung verarbeitet. "Es geht um Liebeskummer, aber das Album sollte modern klingen und den Zeitgeist repräsentieren", sagt er. Folgt man den Kritiken, ist das gelungen.

Auf dem kommerziellen Höhepunkt hatte der in Unterfranken geborene Katzmann drei Welthits in einem Jahr: "More and More" mit Captain Hollywood Project, "Right in the Night" mit Jam & Spoon und eben "Mr.Vain". Die Anfänge waren bescheiden. "Ich habe mir als Jugendlicher die Gitarre meiner Tante ausgeliehen und die Akkorde von peruanischen Musikern in der Fußgängerzone abgeschaut", erzählt er. Als in der "Goldenen Krone" in Darmstadt eine Band ausfiel, sprang er ein. "Obwohl ich nur drei Lieder konnte."

Produzent Edo Zanki wurde auf "Mr. Vain"-Produzent Katzmann aufmerksam 

In der "Krone" habe es damals sogenannte Monatsbands gegeben, die einen Monat lang jeden Abend aufgetreten seien. "Wir benannten dann die Band einfach um und bewarben uns wieder als Monatsband", sagt er und lacht. Katzmann schickte Musikkassetten mit Eigenkompositionen an Musikverlage und füllte zwei Ordner voll mit Absagen. "Der Witz: Da sind auch spätere Hits dabei." Er investierte 10 000 Mark aus einer Gärtnerlehre in eine Platte mit zwei Liedern, die er mit Freunden aufnahm. "Wir dachten, das werden Hits, und wir werden reich und berühmt. Ein genialer Plan! Leider ist die Platte barbarisch gefloppt."

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Schließlich wurde der Musiker und Produzent Edo Zanki (1952-2019) auf ihn aufmerksam. "Er fand die Songs interessant, und wir haben sie neu aufgenommen. Da gerätst du langsam ins Fahrwasser." Schließlich seien 1993 zwei Zufälle zusammengekommen. "Der Musiker Steven Levis hat mir eine Kassette mit einer Melodie dagelassen. Ob mir etwas dazu einfallen würde. Und in einem Café in Darmstadt sagte eine Frau zu mir, ich sähe gar nicht aus wie ein Musiker. Ich sagte, sie soll mich mal anrufen. Sie würde sich in meine Stimme verlieben."

Der Text zu "Mr. Vain" war geboren. "Der Beat von Levis passte wie die Faust aufs Auge. Wir hatten ja schon einige Hits. Aber als ich fertig war, dachte ich: Das wird ein Knaller. DJ Torsten Fenslau wollte ihn für Culture Beat. Der Rest ist Geschichte."

"Mr. Vain" blieb neun Wochen an der Spitze der deutschen Charts

"Mr. Vain" blieb 33 Wochen in den deutschen Charts, davon neun Wochen an der Spitze. Katzmann arbeitete wie besessen ("Man nannte mich den Dieter Bohlen von Darmstadt"), siedelte nach Hamburg und Potsdam um, um näher an der Branche zu sein - und zog 1997 den Stecker. "Ich hatte zwölf Songs gleichzeitig in den Charts, vier Projekte warteten auf weitere Lieder, ich schlief höchstens vier Stunden und konnte auf einmal nicht mehr." Es folgten eine Schaffenspause und schließlich der Umzug in die Pfalz.

Scooter, Sarah Connor, DJ BoBo, Yvonne Catterfeld: Die Liste der Künstlerinnen und Künstler, mit denen Katzmann gearbeitet hat, ist lang. Auch die Schlümpfe und SpongeBob Schwammkopf stehen auf seinem Arbeitsnachweis. "Ich bin ein Freigeist und liebe Musik in ihrer ganzen Bandbreite. Nur wenn du offen bist, entwickelst du dich weiter."

"Mr. Vain" ist sein erfolgreichster Song. Ist es auch sein bester? "Ich habe an dem Tag noch drei andere Lieder geschrieben", sagt Katzmann und streicht eine blonde Strähne hinter sein rechtes Ohr. "Zwei davon sind auf Platten herausgekommen. Die sind keinesfalls schlechter."

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