Die Intonation stimmt nicht, das Tempo ist zu langsam und präzise zusammen spielen die Profi-Musiker auch nicht: Das ist die Szene eines Konzerts auf den Donaueschinger Musiktagen, einem der bedeutendsten Festivals für Neue Musik weltweit. Der zeitgenössische Komponist Peter Ablinger hat eine Streichquartett-Probe zur Aufführung gemacht und hinterfragt damit die Rahmenbedingungen und Voraussetzungen eines Konzertes. Das Diotima Streichquartett sieht die Noten des Stücks "Wachstum und Massenmord" auf der Bühne bei der Uraufführung zum ersten Mal. Peinlich? Nicht in diesem Rahmen.
So ist das in Donaueschingen. Hier darf man im Auftrag des SWR komponieren: Zum Beispiel für verstimmte Klaviere, man darf eine Bratsche durch ein Holzbrett ersetzen und Musiker mit etwas Haarspray-Ähnlichem Sprühgeräusche erzeugen lassen. Auch als Zuhörer darf man einiges: Kräftig "Buh" und "Bravo" rufen. Von beidem wurde Gebrauch gemacht, denn Neue Musik fordert kritische Stellungnahmen, Mut und Offenheit gegenüber Neuem und Überraschendem. In Donaueschingen, Darmstadt - und Mannheim. Maria Hörl
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/kultur_artikel,-kultur-mit-spruehdose-_arid,10549.html