Konzertkritik

Mit Rea Garvey am emotionalen Lagerfeuer beim Zeltfestival in Mannheim

Von 
Martin Vögele
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Rea Garvey lässt beim vorletzten Konzert des 5. Zeltfestivals Rhein-Neckar keine Wünsche offen. © Marcus Schwetasch

Mannheim. Keine Frage: Rea Garvey trägt das charakteristische gelbe Blouson - zumindest für kurze Zeit -, als er unter lautstarkem Jubel am Samstagabend die Bühne des Mannheimer Zeltfestivals betritt. Das markante Kleidungsstück ist Markenzeichen und Namensgeber für die aus dem Lockdown heraus entstandene „The Yellow Jacket Sessions“-Reihe, die der irische Sänger und Gitarrist im Frühjahr 2020 gestartet hatte. In dem online ausgestrahlten Format gab Garvey Heimstudio-Konzerte, zu denen er zahlreiche musikalische Gäste einlud. Darunter übrigens auch Max Giesinger, der am Sonntagabend die diesjährige Festivalausgabe beenden soll.

„The Yellow Jacket Summer Sessions“ bringt das Streaming-Format nun in den realen Konzertraum und bleibt dabei dem Ambiente der Vorlage verhaftet: Eine Palmblattstruktur ziert den Bühnenhintergrund als Zimmerpflanzen-Zitat, eine gelbe Wimpelkette wurde aufgespannt und ein Zweisitzer-Sofa (das später noch eine Rolle spielen wird) an der Seite in Stellung gebracht.

Knapp 800 Besucherinnen und Besucher sind dabei (bis zu 2000 wären möglich), die Stimmung unter ihnen ist durchgehend glänzend, schon als Garvey und seine vierköpfige Band mit „Is It love?“ die Show eröffnen, wird mitgeklatscht. Der Sänger und Gitarrist verströmt seinerseits haufenweise optimistische Energie und erweist sich wie immer als absolut verlässlicher Unterhalter.

Musik wie ein Lagerfeuer

Vergangenen Dezember veröffentlichte er sein fünftes Solo-Album, „Hy Brasil“ heißt es, und wie wohl jeder Garvey-Fan längst weiß, verbirgt sich hinter dem Titel keine Hinwendung zur brasilianischen Musik, sondern vielmehr ein Verweis auf die gleichnamige Phantominsel, die nach Sagen-Lage (unter anderem) vor der Küste Irlands zu verorten und nur alle sieben Jahre sichtbar sein soll. Ein fantastisch-paradiesischer Sehnsuchtsort also.

Und im Prinzip ist Garveys Musik - wie dieses Konzert einen assoziieren lässt - selbst ein solcher Platz: Gleichsam eine knisternde Feuerstelle, ein Herdfeuer, an dem sich Menschen treffen und Zuversicht sammeln können, ermuntert und beflügelt von Mutmacher-Songs wie „Water“, „Colour Me In“, „Never Giving Up“, vereint im Vertrauen auf die unbändige Kraft der Liebe („Wild Love“, „Can’t Say No“). Man kann sich hier freilich genauso gut, ohne hintergründige Überlegungen, einfach in popmusikalisch versierter Weise unterhalten lassen, von den elegisch-melodischen, mit bittersüßen Noten benetzten und kraftvoll interpretierten Poprock-Songs.

Zwei 12 und 14 Jahre alte Besucherinnen lädt Garvey ein, sich für einige Stücke auf erwähntes Sofa zu setzen und versäumt nicht, ihnen den beherzten väterlichen Rat mitzugeben, ihren eigenen Weg zu gehen. Die beiden waren mithin noch nicht auf der Welt, als Garvey mit seiner damaligen Band Reamonn und dem Song „Supergirl“ im Jahr 2000 die Single-Charts stürmte - ein Stück, das auch heute noch über Gänsehaut-Qualitäten verfügt. Am anderen Ende des Repertoire-Zeitstrahls rangiert das bislang unveröffentlichte Lied „Love Makes You Shine“, das mit eingespielten Bläser-Sounds und knackigem Bass daherkommt.

Einige Coverversionen, darunter Aviciis „Wake Me Up“, komplettieren ein 100-minütige Programm, das keine Publikumswünsche offenlassen dürfte.

Freier Autor

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