Die Jazzszene im Land trauert um eine große Musiker- und Pädagogenpersönlichkeit: Wie jetzt bekannt wurde, ist der Stuttgarter Pianist und Gründungsprofessor des Jazzstudiengangs an der Mannheimer Musikhochschule, Joerg Reiter, am 2. Juli völlig überraschend im Alter von 56 Jahren in Mannheim gestorben. Über die Todesursache war nichts in Erfahrung zu bringen.
Reiter, ein glänzender, eleganter Instrumentalist, verstand es, die swingende Kraft der Jazztradition mit subtiler klassischer Anschlagskultur zusammenzubringen. Die Klang-Delikatesse von Romantikern wie Chopin und die feinen Ton-Valeurs von Impressionisten wie Debussy lagen ihm am Herzen. Seine Sensibilität brachte er vor allem in seinen auf CD dokumentierten Duo-Kooperationen mit dem Flügelhornisten Ack van Rooyen und dem Gitarristen Frank Kuruc ein.
Durch seine enorme Virtuosität war Reiter, der zunächst als Akkordeonist begann, dann als Teenager Blues und Boogie spielte, ehe er eine klassische Klavierausbildung absolvierte, ein ungemein vielseitiger Musiker. Er arbeitete nicht nur mit Jazzgrößen wie Charlie Mariano oder Peter Herbolzheimer, in dessen Big Band er in den 80ern und 90ern spielte. Auch mit Popstars wie Al Jarreau, Chaka Khan, Joy Denalane oder Konstantin Wecker trat er auf. Einem großen Publikum wurde er in 1980ern als Pianist der TV-Serie "Prominenz im Renitenz" bekannt.
Hervorragender Talentförderer
Reiter, 1985 erster Jazz-Preisträger des Landes Baden-Württemberg, wurde 1993 Professor für Klavier und Ensemble in der Abteilung Jazz- und Popularmusik der Musikhochschule Mannheim (zu der damals noch der Standort Heidelberg gehörte). Hier profilierte er sich als exzellenter Talentförderer. Mehrere herausragende junge Mannheimer Jazzpianisten stammen aus seiner Klasse: Rainer Böhm, Daniel Prandl und Volker Engelberth, aber auch der Erfolgs-Pop-Produzent Mathias Grosch ("Sing meinen Song").
Darüber hinaus unterrichtete Reiter seit 2002 an der Film-Akademie Ludwigsburg Harmonielehre und Arrangement. Außerdem war er als Komponist von Jingles und Gebrauchsmusik tätig. Bei all diesen Aktivitäten drohte die musikalische Klasse dieses exzellenten Pianisten leider fast ein wenig zu verblassen. Zum Glück erinnern einige CDs an die perlende Leichtigkeit und Eloquenz des Tastenmagiers. gespi
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